Die Moral der Architektin
Die Chefin eines Architekturbüros hat ihre Sekretärin gebeten, „bitte keine Araber“ bei der Auswahl von Bewerbungsunterlagen für eine Praktikumsstelle zu berücksichtigen. Dummerweise ging die E-Mail mit dieser denkbar knappen Anweisung nicht an die Sekretärin, sondern an den Bewerber, der für die kurze Bitte der renommierten Architektin Anlass war. Die Architektin bestreitet nun ein rassistisches Motiv, welches ihr naheliegenderweise unterstellt wird, mit der Begründung, es sei für die Stelle eine Person mit guten Chinesisch-Kenntnissen und mit Erfahrungen im chinesischen Raum gesucht worden. Das klingt nach einer merkwürdigen Ausrede oder nach bedenklichen Gepflogenheiten im Architekturbüro, denn das schon für ein Praktikum tiefe Kenntnisse in einer speziellen Region vorausgesetzt werden, ist überraschend. Aber nehmen wir einmal an, die Begründung entspricht tatsächlich den Tatsachen. Macht es die Sache weniger rassistisch? Die erste Möglichkeit, die Bitte der Architektin im Zusammenhang mit ihrer Begründung zu verstehen, besteht darin, dass die Architektin meint, Menschen mit arabischer Herkunft könnten grundsätzlich kein Chinesisch und kennen sich grundsätzlich in China nicht aus, sodass es nicht lohnen würde, diese überhaupt auf ihre Eignung zu prüfen. In …