2014 gründeten Julia Kalmund und Nina Schmid das Projekt »Street Philosophy«, eine philosophische Inspirationsquelle, die einen Blog und einen Newsletter, sowie Events, Workshops und Kleidung umfasst. Das Mutter-Tochter-Gespann organisiert gemeinsam mit dem Salon Luitpold am 9. November 2017 die Ethik-Konferenz »Beyond Good« im Münchener Literaturhaus, unter anderen mit Richard David Precht, Julian Nida-Rümelin und Armin Nassehi. Im Vorfeld haben wir mit Nina Schmid und Julia Kalmund über den Hintergrund der Konferenz gesprochen. Die Fragen haben beide gemeinsam beantwortet.
Was ist Ihr maßgebliches Motiv, eine Ethik-Konferenz abzuhalten?
Wir betrachten das Projekt Beyond Good – Die Ethik-Konferenz als wichtigen Beitrag in Zeiten, wo viele Menschen in unserer Gesellschaft mit immer schwierigeren Fragen konfrontiert werden, die oft von den Medien, von der Politik und von der Wirtschaft nicht genügend beachtet werden, und allzu oft unbeantwortet bleiben. Das Wort ‚Krise‘ taucht überall auf, aber kaum werden Lösungen oder Handelsmaximen aufgezeichnet. Wenn wir verantwortungsvoll in der Gesellschaft agieren möchten, dann kommen wir nicht umhin uns zu fragen, wie unsere Einstellung zu den aktuellen Herausforderungen ist. Wie tangiert mich die Migration? Wie ist meine Einstellung zur Ethik für Tiere? Wie verändert die Digitalisierung unseren Umgang miteinander? Muss ich meine Einstellung zur Demokratie überprüfen? Gibt es die Chancengleichheit, und was kann ich tun, um sie zu fördern? Gibt es einen ethischen und moralischen Lösungsansatz für die Konflikte im persönlichen Miteinander und für die Konflikte zwischen Ländern, zwischen Ethnien, zwischen sich immer noch bekriegenden Volksgruppen. Die Referenten am 09. November werden auf diese Themen eingehen und uns dazu ermutigen offen für einen womöglich anderen Blickwinkel und für neue Wege und Möglichkeiten zu sein.
Was bedeutet der Titel »Beyond Good«? Möchten Sie über das Gute hinausgehen?
Für uns beinhaltet »Beyond Good« einen Aufruf, dass Worte nicht genug sind; dass es nicht reicht ‚Gutmensch‘ zu sein; dass wir alle gefragt sind, unseren Beitrag in der Gesellschaft zu leisten.
Weiß der Mensch intuitiv, was moralisches Handeln ist oder braucht er dafür eine Anleitung?
Es gibt einige Theorien und Untersuchungen, dass Moral, wie auch Grammatik uns in die Wiege gelegt werden. Ein tiefes Grundbedürfnis des Menschen, wenn nicht das Grundbedürfnis überhaupt ist es, ein gutes Leben zu führen. Hier halte ich es mit den Ethikern der antiken Philosophie, Hirnforschung und Kognitivpsychologie beiseite: ich kann nur ein gutes Leben leben, wenn ich anderen nicht schade.
Wie ist ihr persönliches Verhältnis zur Ethik? Haben Sie einen Grundsatz, nach dem Sie leben?
Das ist gerade der Grundsatz nach dem ich lebe: so zu handeln, dass ich niemandem schade. Darüber hinaus ist es meine Überzeugung, dass wir, im Rahmen unserer Möglichkeiten, der Gesellschaft etwas zurückgeben müssen. Ich versuche, das zu leben, was ich ‚predige‘. Daher unser Engagement mit Street Philosophy und mit Beyond Good.
Was erwartet die Teilnehmer bei »Beyond Good«?
Die Teilnehmer erwartet eine Konferenz von dichtem Inhalt mit Referenten, die in meinen Augen auch ‚Role Models‘ in unserer Gesellschaft sind. Die Beiträge bieten einen Einblick in Themen, die alle bewegen, regen zum Nachdenken an und geben Handlungsmöglichkeiten mit an die Hand. Bei der Abendveranstaltung im Anschluss kann man mit den meisten Referenten weiter diskutieren; es findet eine Podiumsdiskussion mit Bundesminister Gert Müller zu Globalisierung und Fair Trade statt, und bei den Master Classes kann man in die Tiefe gehen, was Ethik im persönlichen Leben bedeuten kann.
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