Alle Artikel in: Aktuell

Intellektueller und moralischer Bankrott. Der Kern der sogenannten Missbrauchskrise.

Wieder förderte ein Gutachten neue Missbrauchsskandale innerhalb der katholischen Kirche zutage. Wieder vertuscht durch die eigenen Reihen. Wie kann das sein? Doris Reisinger wirft einen kritischen Blick auf die katholische Kirche – den, einer Kennerin der innersten Strukturen, und den, einer starken Frau, die den Überblick behält. Text: Doris Reisinger Seit 12 Jahren dauert die sogenannte Missbrauchskrise in Deutschland nun schon an. Inzwischen ist die Öffentlichkeit so an die Thematik und die zu ihr gehörenden Vokabeln gewöhnt, dass die Frage, was hier eigentlich geschieht, nur selten gestellt wird. Ein Blick zurück, auf den Wandel der Narrative, mit denen über diese Thematik gesprochen wurde, wirft ein Licht auf die Tiefenschichten eines ebenso langsamen wie schmerzlichen Erkenntnisprozesses. Mitte der 90er Jahre, lange vor Ausbruch dessen, was heute Missbrauchskrise genannt wird, gingen die ersten überregionalen Schlagzeilen zum Thema durch die Presse. Da haftete ihm noch etwas Anrüchiges an. Damals bemühten einige katholische Bischöfe sogar den Begriff der Kirchenverfolgung: Als der Wiener Erzbischof und Kardinal Groër des sexuellen Kindesmissbrauchs beschuldigt wurde, zog nicht nur der damalige Wiener Koadjutor-Erzbischof Christoph …

Belügt mich mein Job?

Ein stressiges Arbeitsjahr liegt hinter uns – und auch 2022 werden unsere jobbezogenen ToDo’s kaum weniger werden. Wissen Sie, warum Sie tun, was Sie tun? Bereitet Ihnen Ihre Arbeit Freude? Die heutige Arbeitswelt verspricht Selbstverwirklichung, Freiheit, Sinn. Doch ist das, was heute unter dem Schlagwort „Purpose“ läuft, allzu oft bloß geschicktes Marketing. Im Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe von HOHE LUFT gehen wir daher der Beziehung von Arbeit und Lüge, Schein und Sein nach. Belügt mich mein Job?, fragen wir – und analysieren aus interdisziplinären Blickwinkeln, was sinnvolle Arbeit ausmacht; und was tatsächlich „Fake Work“ ist. Dazu gibt im großen Schwerpunkt-Interview die Arbeitssoziologin Sabine Pfeiffer Auskunft über die Aktualität der Kapitalismuskritik von Karl Marx. Außerdem im Heft: der ergreifende Essay eines 15-jährigen Schülers über seinen an Demenz erkrankten Vater; ein Porträt der Schriftstellerin und Philosophin Iris Murdoch; ein sehr persönlicher Bericht über die lebensnotwendige Funktion der Hoffung; Antworten der ehemaligen BUNTE-Chefredakteurin Patricia Riekel auf die Frage: „Was ist Macht?“. Sowie: ein großes Interview mit dem im Silicon Valley lebenden, sportbegeisterten Stanford-Literaturwissenschaftler Hans Ulrich Gumbrecht über KI, …

»Unsicherheit ist ein entscheidender Teil von Wissenschaft und kein Makel«

Sibylle Anderl ist Astrophysikerin, Philosophin und Journalistin. Wir fragten sie, was sie für real hält, vor welchen Herausforderungen die Wissenschaft in einer Pandemie steht und was sie Außerirdische fragen würde, sollte sie ihnen begegnen. Interview: Thomas Vašek Fotos im Heft: Katrin Binner Es gibt wohl nicht viele Philosophinnen, die schon einmal nächtens auf knapp 5000 Meter Höhe in der chilenischen Atacamawüste am Teleskop standen, um den Sternenhimmel zu beobachten. Die Astrophysikerin und Philosophin Sibylle Anderl hat über interstellare Stoßwellen promoviert und arbeitete mehrere Jahre in der Wissenschaft, unter anderem zu Fragen der Sternentstehung und der Philosophie der Astrophysik. Heute ist sie Mitherausgeberin der Politik- und Kulturzeitschrift »Kursbuch« und Wissenschaftsredakteurin der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«. Dort schreibt Anderl über die Forschung zur Coronapandemie, die sie auch als Wissenschaftstheoretikerin vor viele schwierige Fragen stellt. HOHE LUFT: Frau Anderl, sind Sie sicher, dass unsere Interviewsituation jetzt real ist – und dass wir uns nicht in einer Computersimulation befinden? SIBYLLE ANDERL: Das ist in der Tat eine nicht ganz abwegige Frage, die eine lange philosophische Tradition hat. Und in der …

Woher komme ich? Die neue Ausgabe HOHE LUFT

Liebe Leserin, Lieber Leser, HOHE LUFT schreibt Geschichte: Das Magazin für alle, die Lust am Denken haben, wird 10 Jahre alt. Zehn Jahre, das ist eine lange Zeit. HOHE LUFT hat sich verändert. Wir sind vorsichtiger in unseren Urteilen geworden, interdisziplinärer, offener in unserer Haltung. Denn gerade in einer Zeit der Unsicherheit müssen wir bereit sein, eigene Meinungen kritisch zu überdenken – und gegebenenfalls auch zu revidieren. Im Schwerpunkt unserer Jubiläumsausgabe (1/2022) fragen wir: Woher komme ich? Wir möchten Sie inspirieren, über das Thema Geschichte neu und anders nachzudenken. Lesen Sie über Bedeutung von Erinnerung und Tradition; die Rückkehr der Renaissance; und den autobiografischen Zugang zu unserer Geschichte über die Storys, die wir uns und anderen erzählen. Zwei prominente Historiker teilen ihre Einsichten: Götz Aly erklärt im großen Interview, wie aus dem Nationalsozialismus ein Massenphänomen werden konnte. Und Heinrich August Winkler reflektiert die aktuell wieder viel debattierte These des deutschen »Sonderwegs« aus philosophiegeschichtlicher Perspektive. Außerdem im Heft: Die Astrophysikerin und Philosophin Sibylle Anderl im Gespräch über Außerirdische und Wissenschaft in der Pandemie; ein Essay des …

10 Jahre HOHE LUFT – Wie denken wir weiter?

Lieber Leserinnen und Leser, wir können es selbst kaum glauben, doch HOHE LUFT gibt es nun bereits seit zehn Jahren. Diesen tollen Anlass möchten wir nutzen, um uns bei Ihnen zu bedanken – denn ohne Sie wäre das nicht möglich gewesen. Wir haben uns dazu etwas besonderes ausgedacht: Ein Jubiläums-Online-Event für unsere Leserinnen und Leser mit der Redaktion und tollen Gästen unter dem Titel: »10 Jahre HOHE LUFT – Wie denken wir weiter?«: Am 18.11.21 Von 17:00 bis 18:30 Online über Zoom. Die Veranstaltung ist kostenlos, dennoch bitten wir Sie, sich hier anzumelden. Mit dabei sein werden: Konrad Paul Liessmann Dr. Konrad Paul Liessmann ist Professor i. R. für Philosophie an der Universität Wien, Essayist, Literatur-Kritiker und Kulturpublizist. Zahlreiche wissenschaftliche und essayistische Veröffentlichungen zu Fragen der Ästhetik, Kunst- und Kulturphilosophie, Gesellschafts- und Medientheorie, Philosophie des 19. und 20. Jahrhunderts. Zuletzt erschienen: »Alle Lust will Ewigkeit: Mitternächtliche Versuchungen« (Zsolnay). Seit 1996 ist er wissenschaftlicher Leiter des »Philosophicum Lech«.     Jörg Bernardy Dr. Jörg Bernardy lebt als freier Philosoph und Experte für Emotionale Intelligenz in Hamburg. Er …

»Wenn das Schild in die falsche Richtung weist, dann muss man es umdrehen«

Hubert Wolf ist einer der angesehensten und engagiertesten Theologen und Kirchenhistoriker des Landes. Er gab uns Auskunft über den Wandel (in) der Kirche – und über die wahre Bedeutung der Tradition. Interview: Rebekka Reinhard, Thomas Vašek Seit die katholische Kirche durch diverse Missbrauchsskandale weltweit in der Kritik steht, ist es wichtiger denn je, grundsätzliche Fragen zu klären: Wie hängen Fundamentalismus und Reformverweigerung zusammen? Welche Rolle spielen hierarchische Machtstrukturen? Und vor allem: Was ist das Verhältnis von Wandel und Tradition? Als interdisziplinär ausgerichtete Philosophie-Zeitschrift wollten wir auf diese Fragen Antworten finden. Hubert Wolf war für uns der kompetenteste Gesprächspartner, den wir uns wünschen konnten. Wolf, der an der Universität Münster lehrt und mit seinem Team seit vielen Jahren in den Vatikanischen Archiven forscht, ist nicht nur ein herausragender Wissenschaftsvermittler; der mit zahlreichen Preisen wie dem Leibniz-Preis und (zuletzt) dem Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa Geehrte ist vielen auch als »Dan Brown« der Kirchengeschichte bekannt. Sein internationaler Bestseller über die »Nonnen von Sant’Ambrogio« wird gerade verfilmt. Im Gespräch mit HOHE LUFT, das via Zoom stattfindet, besticht Wolf durch …

»Wir dürfen Freiheit nicht nur als Freiheit zum vernünftigen Handeln verstehen«

Der bekannte Staatsrechtler Christoph Möllers wird für sein Buch »Freiheitsgrade« 2021 mit dem renommierten Tractatus-Essaypreis des Philosophicum Lech ausgezeichnet. Wir sprachen mit dem Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin im Herbst 2020 über die Coronakrise, politischen Liberalismus und das Verhältnis von Wahrheit und Freiheit und Demokratie. Interview: Thomas Vašek Illustration: Gabriele Dünwald HOHE LUFT: Herr Möllers, inwieweit bedroht die ­Coronakrise unsere Freiheit? CHRISTOPH MÖLLERS: Ich würde nicht mehr von ­Bedrohung reden, wir sind ja real eingeschränkt. Wir haben Verluste an Freiheit, die wir auch nicht wieder einholen können. Die Frage ist, welche langfristigen Folgen das hat. Man kann sich vorstellen, dass es Gewöhnungseffekte gibt. Es wäre ein Problem, wenn die Gesellschaften sich auf Dauer zu sehr daran gewöhnten, dass sie derart eingeschränkt werden – selbst wenn dies aus vernünftigen Gründen geschieht. Wie würden Sie als Staatsrechtler den derzeitigen Zustand beschreiben? Ist das noch die rechtsstaat­liche »Normallage« – oder tatsächlich ein Ausnahmezustand, wie manche glauben? Das ist eine interessante Frage, die darauf hinweist, dass wir einen Begriff bräuchten, den wir nicht haben. Die Rede vom Ausnahmezustand …

Kann ich mich ändern? HOHE LUFT 6/21

Liebe Leserin, Lieber Leser, Panta rhei – »Alles fließt«, so die uralte Erkenntnis von Heraklit. Die Welt, in der wir leben, ist eine Welt des Wandels. Doch wieviel Veränderung können wir ertragen? Mit Blick auf die globale weltpolitische, pandemische und ökologische Lage möchte man fast sagen: Es reicht langsam! Dies aber wäre eine sehr unphilosophische Haltung. Als freie Lebewesen sind wir dem Schicksal nicht einfach unterworfen – wir können inmitten des ewigen Wandels auch immer selbst entscheiden, was wir verändern wollen und was nicht. Im Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe von HOHE LUFT fragen wir deshalb: Kann ich mich ändern? Wir möchten Sie dazu anregen, über das Thema Wandel neu nachzudenken – und das in einer Zeit, in der uns der Wandel geradezu überrollt, ja sogar in unserer Existenz gefährdet. Die Hoffnung liegt in unserer Freiheit: Lesen Sie über die Möglichkeiten und Schwierigkeiten, das eigene Leben zu verändern; die Bedeutung von Gewohnheiten; und die Chancen von gewaltlosem Widerstand für eine gerechtere Welt. Im großen Interview erklärt der »Dan Brown« der Kirchengeschichte – Hubert Wolf –, warum …

Was treibt mich an? HOHE LUFT #5/21 ist da

In diesen Wochen wollen die meisten nur noch eins: endlich Urlaub! Endlich eine Auszeit, um wieder Inspiration und Motivation für alles Kommende zu finden. Sehr verständlich. Da »Effizienz« in unserer Gesellschaft alles ist, da kaum jemand es sich leisten kann, visionslos und schaff in der Hängematte zu liegen, beschäftigt sich der Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe von HOHE LUFT mit dem Thema Motivation. Was treibt mich an?, fragen wir – und untersuchen, was uns bewegt und lähmt, wie immer aus interdisziplinären Blickwinkeln. Wir widmen uns den Vor- und Nachteilen der Prokrastination, analysieren, warum Faulheit trotz ihres schlechten Images ein ethisches Gebot sein könnte und führen in die motivationstechnisch hochinteressante Signaltheorie ein. In unserem großen Interview gibt Extrembergsteiger Reinhold Messner Auskunft über seinen ganz persönlichen Antrieb. Weitere Themen Heft sind u. a. die Erfahrung der Mehrsprachigkeit, der Poststrukturalismus in Zeiten der Identitätspolitik, die Bedeutung des Wohlwollens für ein friedliches Miteinander sowie eine neue Deutung Friedrich Nietzsches. Außerdem: Der genialische Star-Philosoph Slavoj Žižek spricht über die Unvollständigkeit der Welt – und über Sex. Wir wünschen Ihnen viel Freude mit …

Wer gibt mir eine Stimme? Die neue HOHE LUFT erscheint heute

Woher wissen Sie, was Sie wissen? Aus den Medien natürlich! Zeitungen, TV, Facebook & Co. informieren uns nicht nur über Impfrisiken oder Identitätspolitik – im multimedialen Raum wird in einer hoch erregten Dauerschleife auch endlos darüber gestritten. Oft so sehr, dass der Meinungspluralismus ad absurdum geführt wird… In diesem Sinne widmet sich die aktuelle Ausgabe von HOHE LUFT dem Schwerpunkt Medien und Demokratie: Wer gibt mir eine Stimme? Wir untersuchen die Rolle der Medien in unsicheren Zeiten, gehen der »neuen Mündlichkeit« am Beispiel des Clubhouse-Hypes nach, analysieren den Trend zur Tugendhaftigkeit (»virtue signalling«) in den Sozialen Medien und sprechen mit Erhard Schüttpelz – einem der renommiertesten Medientheoretiker des Landes – über die Zukunft des Internets. Weitere Themen im Heft sind u.a : Warum Langeweile so spannend ist; Wie Pragmatismus im Kampf gegen den Klimawandel hilft; ein Porträt des großen kleinen Napoleon; ein Erlebnisbericht aus der Hongkonger Quarantäne; sowie: die prominente Historikerin Ute Frevert über die Bedeutung von Emotionen in der demokratischen Gesellschaft. Wir wünschen Ihnen eine inspirierende, wach machende Lektüre! Hier können Sie das Heft versandkostenfrei …