Der Philosoph, der keiner sein wollte
Sigmund Freud, der Erforscher des Unbewussten, verstand sich nicht als Philosoph – und doch war er es: Er entwickelte eine Vision davon, was zu einem geglückten Leben gehört.
Sigmund Freud, der Erforscher des Unbewussten, verstand sich nicht als Philosoph – und doch war er es: Er entwickelte eine Vision davon, was zu einem geglückten Leben gehört.
Überraschung und Entsetzen weithin in Europa: Die Briten haben sich dafür entschieden, die Europäische Union zu verlassen.
Von Tobias Hürter Wenn den Berichten und Kommentaren glauben kann, dann ist Deutschland derzeit im emotionalen Ausnahmezustand. Deutschland sei ein »Hippiestaat, der sich nur von seinen Gefühlen leiten lässt«, sagt der englische Politologe Anthony Glees. »Wir erleben in Echtzeit, wie sich die Gefühle eines ganzen Landes synchronisieren«, schreibt der »Zeit«-Wissenschaftsredakteur Ulrich Schnabel. Gemeint sind natürlich die bewegenden Szenen, die sich am Münchner Hauptbahnhof und anderswo abspielen. Deutsche umarmen ankommende Flüchtlinge. Hilfsorganisationen werden überschwemmt von Spenden. Allerdings bezweifle ich, dass man diesen Berichten und Kommentaren wirklich glauben kann. Deutschland wird nicht von seinen Gefühlen geleitet. Sondern vom Gewissen. Das ist ein wesentlicher Unterschied – und gut so.
Als Papst Franziskus vorgestern vor dem Europaparlament sprach, sagte er mitten in seiner Rede einen Satz, der so erstaunlich ist, dass man ihn in voller Länge wiedergeben muss: »Es gibt nämlich heute die Tendenz zu einer immer weiter reichenden Beanspruchung der individuellen – ich bin versucht zu sagen: individualistischen – Rechte, hinter der sich ein aus jedem sozialen und anthropologischen Zusammenhang herausgelöstes Bild des Menschen verbirgt, der gleichsam als ›Monade‹ zunehmend unsensibel wird für die anderen ›Monaden‹ in seiner Umgebung.«
Was ist die Kraft des Guten? Was bringt uns dazu, eher moralisch zu handeln als unmoralisch? Man könnte es so charakterisieren: Wenn wir vor einer Entscheidung stehen, gibt es eine moralische Stimme in uns. Manchmal hören wir auf diese Stimme, aber nicht immer. Wir betrügen, weil wir faul oder gierig sind, wir lügen, weil wir bequem sind. Wer seiner moralischen Stimme mehr Gehör verschaffen will, sollte wichtige Entscheidungen morgens fällen. Das zeigt eine Serie von Studien, die an der Harvard University und der University of Utah durchgeführt wurden.
In Deutschland wird neu über Sterbehilfe diskutiert. Die Regierungspartei CDU arbeitet an einem Gesetzentwurf, der die organisierte Hilfe beim Suizid unter Strafe stellen soll. Es ist ein Thema, das die Gemüter spaltet. Die einen verlangen, souverän über ihr Ende bestimmen zu dürfen. Die anderen sehen das Leben im Alter entwertet, wenn die Schwelle, es planvoll zu beenden, zu niedrig ist. Hilfreich bei der Orientierung ist ein Blick in andere Länder, in denen ähnliche Diskussionen im Gange sind. Der französische Präsident François Hollande plant eine Liberalisierung der Sterbehilfe. In Belgien, Luxemburg und den Niederlanden sind seit einigen Jahren Gesetze in Kraft, die sogar aktive Sterbehilfe gestatten, von Händen des behandelnden Arztes, sofern er gewisse Sorgfaltskriterien beachtet. Besonders interessant, aber hierzulande wenig beachtet, ist die aktuelle Diskussion in Schottland.
Was tut man, wenn man ein paar Minuten totzuschlagen hat, an der Bushaltestelle, im Stau, beim Friseur? Genau: Man checkt sein Smartphone – und üblicherweise scrollt man sich dann durch die belanglosen Statusmeldungen auf Facebook oder Twitter. Wie wäre es, sich stattdessen den wirklich großen Fragen zu widmen? Dazu gibt es jetzt eine App: »Big Questions? Short Answers!«
Jürgen Habermas, die bedeutendste Stimme der deutschen Philosophie, sprach vorgestern vor dem SPD-Parteivorstand. Er hielt sich nicht mit Schmeicheleien auf.
Früher haben wir Dinge gemocht, vielleicht sogar geliebt. Heute liken wir sie. Neue Kommunikationstechnik transportiert nicht nur Sprache auf neuen Kanälen, sie verändert auch die Sprache. Das Verb »liken« ist eines der eindrucksvollsten Beispiele der letzten Zeit. Fast jeder kennt es, fast jeder versteht es. Im Duden steht es nicht – noch nicht. Ohne Facebook würden wir nicht »liken«, wir würden wohl immer noch mögen oder lieben. Aber ist das wirklich nur ein anderes Wort, liken statt mögen?
Heute vor 110 Jahren nahm sich ein junger Mann in jenem Haus das Leben, in dem auch Ludwig van Beethoven gestorben war: der Philosoph Otto Weininger. Sein außergewöhnlicher Tod war der Endpunkt eines wilden Lebens – und sollte ihn endgültig unsterblich machen. Die ganze Geschichte Otto Weiningers lesen Sie in der aktuellen HOHE LUFT oder hier (PDF).