Alle Artikel in: HOHE LUFT

Metanoia 2.0 – Ideen für die neue Normalität

Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie sind unüberschaubar und machen strukturelle Veränderungen notwendig: remote work, neue digitale Führungsstile, eine neue Unternehmenskultur und Governanceethik. Die Krise macht nicht nur die Bruchstellen globalen Ökonomie sichtbar. Sie zeigt uns auch, dass wir ein ganz neues Verständnis von Wirtschaft und Unternehmensführung brauchen, das auf den Notwendigkeiten von Klimaschutz, Komplexitätsbewältigung und gesellschaftlicher Verantwortung beruht. Covid-19 zwingt mehr denn je zur inneren Umkehr, zu einer Neuorientierung im Denken. Nach unserem letzten HOHE LUFT kompakt-Sonderheft (»Metanoia – Führen in Zeiten des Wandels«) wollen wir daher mit METANOIA 2.0 – IDEEN FÜR DIE NEUE NORMALITÄT erneut den Austausch zwischen Ökonomie und Philosophie fördern. „Wahrheit – Vertrauen – Klugheit“ sind die Schwerpunkte, die wir gemeinsam mit dem Audit Committee Institute e. V. – einer mit der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft assoziierten Plattform für Aufsichtsräte und Führungskräfte vor allem börsennotierter Gesellschaften – konzipiert haben. Es geht um die großen ökonomischen und sozialen Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft: Worin liegt jetzt Wert von Wahrheit und Transparenz? Inwieweit braucht ein funktionierendes Wirtschaftssystem Vertrauen? Wer entwickelt und bestimmt die Regeln …

Magst du mich? HOHE LUFT 1/2021 ist da

Liebe Leserinnen und Leser, jeder Mensch steht in Beziehung zu anderen. Wir sind nicht zuallererst denkende, rationale Subjekte. Wir sind soziale Wesen, die einander brauchen – in Liebe und Freundschaft, am Arbeitsplatz, im alltäglichen Leben. Darum trifft es uns besonders hart, uns während des Corona-Lockdowns abzuschotten und Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren. Beziehungen sind auch deshalb das Schwerpunktthema der neuen Ausgabe HOHE LUFT. Wir befassen uns unter anderem mit Trennungen, Erziehung und Neurowissenschaft, sprechen mit dem Psychiater Reinhard Haller über Kränkungen und Narzissmus und fragen Prominente nach ihren Beziehungstipps. Um die Corona-Krise geht es auch in unserem großen Interview: Die Politikwissenschaftlerin und Publizistin Ulrike Guérot spricht über die Pandemie-Maßnahmen, die Kritik daran und über die Folgen der Krise für Europa. Weitere Themen im neuen Heft: Was macht gute Vorfahren aus? Lernen von den New York Poets. Im Portrait: Der Soziologe Max Weber. Wo stehen die Geisteswissenschaften? Was ist Identität? Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen Herzlich, Ihr Thomas Vašek Hier können Sie das neue Heft sowie ältere Ausgaben und Abos versandkostenfrei bestellen. Lob, …

Was ist jetzt klug? HOHE LUFT 6/2020 ist da

Eine der größten Dummheiten ist es, sich selbst für klüger zu halten, als man tatsächlich ist. Das Perfide an dieser Art Selbsttäuschung ist, dass man sie besonders schwer durchschaut. Schließlich hält man sich dann ja meist auch für klug genug, die eigenen Fähigkeiten realistisch einzuschätzen. Die dümmsten Entscheidungen meines eigenen Lebens hatten mit Selbstüberschätzung zu tun. Mal wäre es klüger gewesen, mir von anderen helfen zu lassen. Mal scheiterte ich an Problemen, weil ich mich für derart klug hielt, dass ich sie auf die leichte Schulter nahm. Und in vielen Fällen hätte ich besser den Mund gehalten, als zu versuchen, etwas besonders Kluges zu sagen. Im günstigen Fall lehrt einen das Leben irgendwann, dass man eben nicht so klug ist, wie man immer dachte. Dass man nicht immer den Durchblick hat. Dass es viel klügere Leute gibt – und dass es klug sein kann, auf solche Leute zu hören, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Die meisten scheitern nicht einfach nur daran, dass sie zu dumm für eine bestimmte Aufgabe sind. Sie scheitern vielmehr, weil ihnen die nötige …

»Das Grundeinkommen weitet Sinn und Verstand«

Die Idee eines »bedingungslosen Grundeinkommens« gibt es schon seit Jahrhunderten, doch so aktuell wie heute war sie noch nie. Die Corona-Krise hat Millionen Menschen in existenzielle Bedrängnis gebracht. In absehbarer Zukunft könnte der digitale Wandel massenhaft Jobs vernichten. Ein Grundeinkommen würde Menschen nicht nur materiell absichern, meinen die Befürworter. Es könnte uns auch ein für allemal vom Arbeitszwang befreien, der weite Teile unseres Lebens bestimmt. Ein solches Einkommen wäre nicht finanzierbar, meinen die Gegner, zudem würde es die Arbeit entwerten. Ist die Zeit jetzt reif, das Experiment zu wagen, wie es einige Petitionen auch für Deutschland fordern? Der gemeinnützige Verein „Mein Grundeinkommen e.V.“ startet nun ein Pilotprojekt: 120 Menschen erhalten drei Jahre lang 1200 Euro im Monat. Das Experiment wird mit einer Studie begleitet, die die Auswirkungen eines bedingungslosen Grundeinkommens untersuchen will. Um Teilnahme bewerben kann man sich hier. Wäre das Grundeinkommen gerecht? Und wie würde es unsere Einstellung zur Arbeit verändern? Die beiden Philosophen und Ökonomen Philip Kovce, 33, und Birger P. Priddat, 70, haben sich zu diesem Thema für HOHE LUFT die Köpfe …

Paradoxe Individualisierung

Was passieren kann, wenn der Individualismus auf die Spitze getrieben wird, zeigt sich an der Polarisierung der Gesellschaft in den USA.   Es war einmal der schöne Traum der Aufklärung: Wenn die Menschen wirklich frei wären, sie ungehinderten Zugang hätten zu allem Wissen, sich frei assoziieren könnten und materiell keinen Mangel mehr leiden würden, wenn sie also, mit anderen Worten, endlich als autonome, selbstbestimmte Individuen leben könnten, dann gäbe es keinen Anlass mehr für falsche Vorstellungen und tröstende Illusionen. Im Reich der Freiheit, hoffte Karl Marx (1818–1883), stirbt nicht nur die Religion, sondern auch ihr säkularer Statthalter, die Ideologie. Doch bekommen haben wir weder das Reich der ­Freiheit noch das der Wahrheit, sondern einen kosmischen Lügner: Donald Trump. Wäre er nur ein kleiner Rückschritt auf dem Weg zum großen Ziel, sein Aufstieg ließe sich noch einfügen in die große Erzählung von der letztlich unvermeidlichen Durchsetzung der Vernunft. Weit gefehlt: Er ist gerade die Konsequenz einer extrem individualisierten Gesellschaft, die alle Imperative der Aufklärung übererfüllt hat. Amerika durchläuft seit Jahrzehnten einen gesellschaftlichen Desintegrationsprozess – ausgelöst durch …

Raus ins Offene! Unsere Ausgabe 5/2020 ist da

Es gibt etwas zu feiern: 50 Ausgaben HOHE LUFT, das sind fast zehn Jahre »Lust am Denken«. Das sind 48 Heftproduktionen in Hamburg und zwei aus dem Homeoffice, für mich bedeutete das etliche Bahnfahrten zwischen München und Hamburg, auf denen ich oft noch die letzten Texte schrieb oder redigierte. Es bedeutet jedes Mal auch die Freude, mit dem besten Team zusammenzuarbeiten, das sich der Chefredakteur einer etwas anderen Philosophiezeitschrift nur wünschen kann, ein Team übrigens, das seit Beginn überwiegend aus Frauen besteht. Es bedeutet natürlich auch, Leser zu haben, die sich für Themen begeistern wie »Schluss mit dem Bullshit«, »Müssen wir überhaupt irgendwas?« oder »Ich sehe was, was du nicht siehst«. An dieser Stelle möchte ich Ihnen für Ihre Treue in all den Jahren danken. Wie alle unsere Ausgaben steht diese unter dem Eindruck aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen. Das ist diesmal nicht nur die andauernde Corona-Krise, sondern auch die politische Dynamik in den USA. Für unseren Leitartikel konnten wir als Gastautor Torben Lütjen gewinnen, der bis vor Kurzem an der Vanderbilt University in Tennessee lehrte (hier …

Die Shortlist für den Tractatus-Preis ist da

Jedes Jahr im September wird auf dem Philosophicum Lech der Tractatus-Preis für philosophische Essayistik vergeben. Nun hat die Jury die Shortlist bekanntgegeben. Zur Jury unter dem Vorsitz von Konrad Paul Liessmann (nicht stimmberechtigt), gehören neben der Philosophin Barbara Bleisch, dem Schriftsteller und ehemaligen Verleger Michael Krüger auch unser Chefredaktuer Thomas Vašek. Zur Liste gehts hier entlang: https://www.philosophicum.com/tractatus/shortlist/shortlist-2020

Mehr Statuen bitte!

Immer wenn Statuen gestürzt oder abmontiert werden, wenn Straßen, Plätze oder Universitäten umbenannt werden, regt sich Widerstand. Reden wir nicht von den Ewiggestrigen, die die alten Kaiser, Sklavenhändler und sonstigen Größen vergangener Zeiten immer noch verehren, denen die Denkmäler und Benennungen gewidmet waren. Gegen das „Ausradieren der Vergangenheit“ wenden sich auch diejenigen, die befürchten, dass auch die Erinnerung an die dunkle Vergangenheit verschwindet, wenn man die Namen der früheren Helden aus der Öffentlichkeit verbannt. Wir sollten dazu stehen, so das Argument, dass diese Männer einmal verehrt wurden, wir sollten ihre Abbilder und Namen als verstörende Erinnerung in der Öffentlichkeit bewahren, damit wir immer an die Zeiten erinnert werden, in denen diese Leute als Vorbilder und Lichtgestalten verehrt wurden. Das ist ein gutes Argument, und es gibt sicher auch andere Möglichkeiten, zu zeigen, dass wir inzwischen anders über diese Menschen denken als zu der Zeit, als ihnen Denkmäler gebaut wurden. Andererseits kann das Einreißen von Denkmälern, das Austauschen von Straßennamen, das Umbenennen von Institutionen auch ein Akt der Befreiung sein. „Jemanden vom Sockel stoßen“, dass ist …

»Warum lassen wir es zu, dass bestimmte Arbeit als so viel wertvoller betrachtet wird als andere?«

Die Philosophie-Professorin Lisa Herzog befasst sich viel mit der Gestaltung der Arbeitswelt. Wir sprachen mit ihr über deren soziale Komponente, über Digitalisierung, Selbstverwirklichung und die Bedeutung von Demokratie in Unternehmen. Wie sind Finanzmärkte moralisch zu bewerten? Was bedeutet gute Arbeit in der digitalen Welt? Und wie viel Demokratie braucht die Wirtschaft? Es sind Fragen an der Schnittstelle zwischen Ökonomie, Philosophie und Politik, die Lisa Herzog interessieren. Die 36-jährige Professorin an der Universität Groningen (Niederlande) knüpft damit an eine alte Tradition an. Schon zu Zeiten von Adam Smith und Karl Marx standen politische Ökonomie und ­Philosophie in einem engen Verhältnis. Doch Herzog forscht nicht nur zur Ideengeschichte, sondern auch zu ganz aktuellen Fragen der Wirtschafts- und Arbeitswelt, wie etwa den Auswirkungen der Digitalisierung oder der Rolle der Ethik in Unternehmen. Stets geht es Herzog, die von der Gesellschaftskritik der »Frankfurter Schule« geprägt ist und zusammen mit Axel Honneth geforscht hat, auch um soziale und politische Zusammenhänge – und damit um die Frage, wie sich Wirtschaft mit Gerechtigkeit vereinbaren lässt. Dabei scheut sie sich nicht vor brisanten …