Alle Artikel in: Gesellschaft

Was ist gute Bildung?

Laut Fernsehphilosoph Richard David Precht gehört das deutsche Bildungssystem zu den schlechtesten unter den Industrienationen. Deswegen sei es an der Zeit, unseren Bildungsbegriff zu überdenken. Und tatsächlich ist Bildung das philosophische Brennpunktthema der letzen Monate. Der Münchner Philosophieprofessor Julian Nida-Rümelin plädiert in seinem neuen Buch für ein Revival des humanistischen Bildungsideals. Statt kurzsichtig nur verwertbares Wissen zu vermitteln, brauchen wir eine stärkere Orientierung an den Leitideen des Humanismus. Kinder sollen nicht nur auswendig lernen, sondern Persönlichkeit und Urteilsvermögen ausbilden – und so zu autonomen Selbstdenkern heranwachsen.

HOHE LUFT_live: WORK LIFE BULLSHIT

Nächste Woche mittwochs, 04.09.2013, findet wieder unser monatliches Event HOHE LUFT_live in der modern life school in Hamburg statt. Das Thema des Abends lautet diesmal „Work Life Bullshit“ – nach dem gleichnamigen Buch von Thomas Vašek, das am 02.09. erscheint. Gemeinsam mit dem Soziologen Prof. Mathias Stuhr wird Thomas Vašek diskutieren, warum die Trennung von Arbeit und Leben in die Irre führt. Ist die Work-Life-Balance Selbstbetrug? Beginnt das wahre Leben wirklich erst nach Feierabend? -Oder ist Arbeit vielmehr das Zentrum unseres Lebens und das Herz der Gesellschaft? Was denken Sie? Wir freuen uns auf Ihre Antworten und hoffen, Sie nächste Woche in der modern life school begrüßen zu dürfen!

Soziale Rasterfahndung

Was verändert sich, wenn man nicht mehr nach Menschen, sondern nach ihren Eigenschaften sucht? „Graph Search“ heißt die neue Facebook-Suchfunktion und ermöglicht bald auch für deutsche User eine gezielte, an gemeinsamen Interessen orientierte Suche nach Benutzern des sozialen Netzwerkes. Durch Suchaufträge wie „Leute, die in Hamburg wohnen und Philosophie mögen“ soll es leichter sein, Freunde mit ähnlichen Interessen zu finden und sich mit ihnen auszutauschen. Beziehungsstatus, Arbeitsplatz, Alter, Wohnort, bevorzugte Fernsehserien und Filme, politische oder religiöse Zugehörigkeit, jedes persönliche Merkmal kann als Suchalgorithmus verwendet werden und zeigt die entsprechenden Personen auf Facebook an.

Der Urlaub wird so schön gewesen sein!

Über die Bedeutung von Urlaubserinnerungen Die Sommermonate nutzen jedes Jahr viele Menschen, um endlich wieder in den Urlaub zu fahren. Aber was finden wir am Urlaub-machen eigentlich so toll? Trotz dichtem Gedränge am Flughafen, Sonnenbrand, unfreundlichem Servicepersonal oder Streitgesprächen mit der Reisebegleitung war der Urlaub im Nachhinein (fast) immer traumhaft schön. Dies legt nahe, dass das wirklich Schöne am Urlaub die Erinnerung ist. Machen wir ein Gedankenexperiment: angenommen, Sie planen einen Urlaub und wüssten schon vorher, dass direkt nach der Heimreise jegliche Erinnerung daran, inklusive Foto und Videomaterial, gelöscht wird. Würden Sie für diesen Urlaub Geld ausgeben? Vermutlich nicht, da Sie den Wert eines Urlaubes nicht nur an dem Erlebten messen, sondern vor allem an den schönen Erinnerungen, die Sie sich vorher von ihm erhoffen. Vom Urlaub erwarten wir Momente, die unvergesslich sind, also über den gelebten Augenblick hinaus für uns Bestand haben. Daher sind uns auch Urlaubsfotos so wichtig. Durch das Ansehen der Fotoalben und das wehmütige Zurückdenken an die schönen vergangenen Tage, entwerfen wir unser eigenes Bild der Realität. Hingegen haben Erlebnisse, an …

Der Robin Hood der Informationsgesellschaft?

Kontroverse um „Whistleblower“ Edward Snowden Als „Whistleblower“ hat der ehemalige Mitarbeiter des US-Geheimdienstes NSA, Edward Snowden, streng geheime Informationen über das weltweite Überwachungsprogramm PRISM an die Öffentlichkeit weitergegeben. Unter einem Whistleblower versteht man jemanden, der unter Verschluss gehaltene Informationen nach außen trägt, mit der Absicht, Unrecht aufzudecken und zu beenden – um dadurch der Gesellschaft einen Dienst zu erweisen. Handelt es sich dabei um eine Heldentat oder schlicht um Verrat? Aus Sicht der amerikanischen Regierung ist Snowden ein Straftäter. Dies scheint schwer zu bestreiten, schließlich hat er vorsätzlich die Verschwiegenheitspflicht gegenüber seinem Arbeitgeber verletzt und somit Vertragsbruch begangen. Die US-Regierung wirft Snowden eine Gefährdung der nationalen Sicherheit vor. Lässt sich Snowdens Verhalten dennoch rechtfertigen?

Ist Arbeit wirklich das halbe Leben?

„Denn wenn auch beides sein muss, so ist doch das Leben in Muße dem Leben der Arbeit vorzuziehen.“ (Aristoteles) Oder ist sie inzwischen nicht schon viel mehr als das? Und was ist davon zu halten? Thomas Vašek, Chefredakteur von HOHE LUFT, diskutierte diese und weitere Fragen zum Thema „Arbeit“ gestern Abend, im Rahmen von HOHE LUFT_live, mit dem Soziologen Prof. Dr. Mathias Stuhr in der modern life school. Das ganze Gespräch können Sie sich hier anhören. Die Arbeit wirft heute einige paradoxe Probleme auf: einerseits sind viele Menschen unzufrieden mit ihrem Job, fühlen sich überlastet und gestresst –  andererseits sind zahlreiche Arbeitslose unglücklich ohne eine sinngebende Beschäftigung. Außerdem arbeiten die Menschen in der Informationsgesellschaft so wenig wie je zuvor und haben dennoch immer weniger Freizeit. Die Bedeutung von Arbeit ist enorm und nimmt immer weiter zu, darüber herrscht schnell Einigkeit. Wie soll man also mit dieser Entwicklung umgehen? Der Dualismus von Arbeit und Leben ist falsch“ – so Thomas Vašek, dessen Buch „Work-Life-Bullshit“ Anfang September erscheint und in welchem er ausführlich für diese These argumentiert. Durch …

Wie viel Neugier ist erlaubt?

Sie sitzen im Zug von Hamburg nach Lüneburg. Drei Männer mittleren Alters, ausgerüstet mit Sonnenhüten und Kameras. Einer sagt: „Mal sehen, wie weit wir an die Elbe rankommen.“ „Da bin ich auch gespannt“, sagt ein anderer. „Ob der Bus überhaupt noch so weit fährt? Vielleicht ist ja schon alles abgesperrt.“ Katastrophentouristen auf dem Weg zu einer großen Show: dem Hochwasser an der Elbe.

Das Diogenes-Projekt

Was macht glücklicher? Überfluss oder Verzicht? Der Detmolder Literaturwissenschaftler und Philosoph Sven Stemmer will sechs Monate in einem Bauwagen leben, der auf dem Campus der Hochschule Ostwestfalen-Lippe steht. „Es geht um die Frage, wie viel man zum Leben braucht“, erklärt Stemmer sein Experiment. In seinem Blog kann man mit ihm über seine Erfahrungen diskutieren und zur Einstimmung u. a. den Vortrag von Erich Fromm „Überfluss und Überdruss“ aus dem Jahr 1970 anhören. Nun kann man sich fragen, ob es in einer derartigen Laborsituation überhaupt möglich ist, sich auf die Suche nach einem zufriedenen Leben zu begeben. Doch als Anregung, den eigenen Lebensstil zu überdenken, taugt das Experiment allemal. Brauchen wir wirklich immer das neueste Smartphone? Müssen wir unbedingt zehn Jeanshosen im Schrank haben? Geht es uns nur gut, wenn auf dem Frühstückstisch fünf verschiedene Sorten Marmelade stehen? Wie wenig ist genug? Wie viel ist wirklich nötig? Und wovon hängt unsere eigene Zufriedenheit ab? Was brauchen wir, damit unser Leben erfüllt ist? Fragen, denen man auch ohne Bauwagen jederzeit im eigenen Alltag nachgehen kann. – Katharina …

Aus dem Bauch heraus

„Das habe ich aus dem Bauch heraus entschieden.“ Wer kennt es nicht, dieses berühmte Bauchgefühl? Menschen lassen sich bei Entscheidungen oft von Gefühlen statt von Fakten leiten. Der Nobelpreisträger und Psychologe Daniel Kahneman sagt, dass Intuitionen die Sicht auf die Welt vereinfachen, gleichzeitig aber Menschen in die Irre führen – vor allem, wenn es um sehr komplexe Situationen geht. Im Interview in der Sternstunde Philosophie spricht er u. a. auch über Faulheit und Disziplin.