Und dann kam die Flut
STARKREGENFÄLLE LIESSEN DIE AHR MITTE JULI ÜBER DIE UFER TRETEN. SIE STÜRZTEN ORTE IN DEN AUSNAHMEZUSTAND UND MENSCHEN INS UNGLÜCK. EIN PERSÖNLICHER BERICHT ÜBER GEDANKEN, DIE KOMMEN, WENN ES STILL WIRD IN DER NACHT. Text: Lena Frings ES GIBT DINGE, von denen wir glauben, sie seien beständig. Wir fragen uns nicht, ob die Sonne am Morgen aufgehen wird oder ob unser Haus noch steht, wenn wir am Abend zurückkommen. Auch meine Heimat war für mich Ausdruck von Beständigkeit – eine ländliche Region, in der sich der Dialekt hartnäckig in schmalen Tälern hält. Menschen sind dort so tief verwurzelt wie Bäume. Eichen stehen auf Felsformationen aus Jahrmillionen alten Ablagerungen, unter Druck zu Schiefer verdichtet, umspült von dem kleinen Flüsschen Ahr. Spätsommertage verbrachten wir als Kinder an diesem Ufer, blieben, bis die Sonne hinter die Pappeln sank und Mückenschwärme um die hohen Gräser flirrten. Später haben wir dort die ersten Lagerfeuer mit Freund*innen gemacht, das erste Bier getrunken und das erste Mal nachts und nackt gebadet. Noch ein bisschen später wurde alles zu eng. Identitäten schienen über …