Alle Artikel mit dem Schlagwort: Wahlen

Zwergenwahl

Erwachsene dürfen wählen, Kinder und Jugendliche unter 18 jahren nicht. Das ist ungerecht. Eine leicht spielerisch-utopische Betrachtung. Die Jugend genießt in unserem Land etliche Rechte und Freiheiten. Schon ab dem ersten Lebensjahr ist es dem deutschen Bundesbürger erlaubt, demonstrieren zu gehen (so weit ihn seine Beinchen tragen!). Niemand kann ­einen 13-Jährigen einsperren, weil er gerade Bock hatte, den Schmuck seiner Stiefmutter zu klauen. Die Strafmündigkeit beginnt nämlich erst mit 14 Jahren. Zum Ausgleich für letztere Zumutung darf man sich dafür schon ab 17 als Soldat verpflichten. Angesichts dieser Logik fragt sich der philosophisch Versierte: Auf welch kryptischer Numerologie fußt der Sinn solcher Gesetze? Welch magischen Trunk hatten die Gesetzgeber wohl intus, als sie überdies stipulierten, dass dem Menschen das Grundrecht der Wahl erst nach Vollendung des 18. Lebensjahrs zustehen solle? Der Zustand der »Volljährigkeit« hat seinen historischen Ursprung im noch von Bismarck unterzeichneten »Gesetz, betreffend das Alter der Großjährigkeit« von 1875. »Volljährig« heißt nichts anderes, als dass man ab dem 18. Geburtstag (ursprünglich 21.) vollautomatisch aus ­seinem Zustand gesammelter Unfähigkeiten ­erlöst wird. Es macht klick, …

Reflexe #7: Gegen Epistokratie

Jörg Friedrich sichtet für seine Kolumne »Reflexe« aktuelle philosophische Bücher und Strömungen. Heute setzt er sich kritisch mit den Thesen des US-amerikanischen Philosophen Jason Brennan auseinander, dessen Buch »Gegen Demokratie« kürzlich erschienen ist.  Jason Brennan ist Amerikaner, und vielleicht muss man sein Buch „Gegen Demokratie“ deshalb mit einer gewissen Nachsicht lesen, auch wenn 2016, also das Buch im Original erschien, der amerikanische Präsident noch Obama und nicht Trump hieß. Die deutsche Fassung erschien im April diesen Jahres, da war der neue Präsident schon im Amt, und viele, vermutlich auch der Autor selbst, werden das Ergebnis der amerikanischen Präsidentschaftswahl als Bestätigung der Hauptthese des Buches sehen: die Demokratie führt dazu, dass die falschen Leute an die Macht kommen, und diese falschen Leute treffen die falschen Entscheidungen, sodass die Ergebnisse demokratischer Politik schlecht für die Bürger sind, die von ihr betroffen sind.

HOHE LUFTpost – Kleineres Übel AfD

HOHE LUFTpost vom 09.09.2016: Kleineres Übel AfD 21 Prozent Wählerstimmen für eine Partei, deren Programm aus Populismus und Fremdenfeindlichkeit besteht: Das Wahlergebnis von Mecklenburg-Vorpommern ist erschreckend. Aber im Aufstieg der AfD liegt auch eine Chance. Diese Partei nährt sich aus Ressentiment, dumpfer Empörung und gefühlter Ausgegrenztheit. Die Wählerschichten dafür sind nun mal da. Eine Partei, die sie anspricht, muss widerlich sein, ob sie nun AfD, NPD, Republikaner oder Schill-Partei heißt. Was wäre die Alternative zur AfD? Entweder dass statt ihrer die etablierten Parteien ein Stück widerlich werden, um ihr das Wasser abzugraben (diese Strategie wird offenbar von manchen Politikern verfolgt), oder dass jene Wählerschichten unrepräsentiert bleiben. Beide Alternativen könnten noch übler ausgehen. Die AfD holt immerhin Mitbürger in den demokratischen Prozess, die vorher draußenblieben. Ihr ist gelungen, woran die etablierten Parteien gescheitert sind: Frühere Nichtwähler in großer Zahl zum Wählen zu bringen. “Eine schwankende Brücke zurück zur Demokratie” nannte sie Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung. Nun ist es an den bedachten politischen Kräften, die Bürger, die diese Brücke betreten haben, auf festen Boden zu …

„Na, wie war ich?“

Seit heute ist die neue HOHE LUFT im Handel – mit vielen spannenden Themen. Der Leitartikel befasst sich mit den Wahlen. Die HOHE LUFT-Autoren Tobias Hürter und Thomas Vašek machen einen ungewöhnlichen Vorschlag: Was Politiker heute tun, entscheidet über morgen. Aber zu oft denken sie nur an heute: an die nächste Wahl. Das führt dazu, dass auf lange Sicht etwas systematisch falsch läuft: Schulden? Sollen meine Nachfolger abtragen. Klimawandel? Nach mir die Sintflut! Jeder weiß, dass diese Haltung zum Schaden der Allgemeinheit ist. Aber aus der Froschperspektive der Politiker ist sie nun mal die natürliche Haltung: Ohne Wahlsieg geht halt gar nichts. Daher schlagen wir vor, die Regeln zu ändern, und zwar so, dass ein Wahlsieg nicht mehr alles ist. Wir schlagen vor, dass bei jeder Wahl die Wähler nicht nur über die künftige Regierung abstimmen, sondern auch über die Leistung einer vergangenen Regierung. Den vollständigen Artikel können Sie hier bereits lesen, auch wenn Sie die aktuelle Ausgabe der HOHEN LUFT noch nicht gekauft haben: „Na, wie war ich?“ (PDF)