Alle Artikel mit dem Schlagwort: Gewalt

Intellektueller und moralischer Bankrott. Der Kern der sogenannten Missbrauchskrise.

Wieder förderte ein Gutachten neue Missbrauchsskandale innerhalb der katholischen Kirche zutage. Wieder vertuscht durch die eigenen Reihen. Wie kann das sein? Doris Reisinger wirft einen kritischen Blick auf die katholische Kirche – den, einer Kennerin der innersten Strukturen, und den, einer starken Frau, die den Überblick behält. Text: Doris Reisinger Seit 12 Jahren dauert die sogenannte Missbrauchskrise in Deutschland nun schon an. Inzwischen ist die Öffentlichkeit so an die Thematik und die zu ihr gehörenden Vokabeln gewöhnt, dass die Frage, was hier eigentlich geschieht, nur selten gestellt wird. Ein Blick zurück, auf den Wandel der Narrative, mit denen über diese Thematik gesprochen wurde, wirft ein Licht auf die Tiefenschichten eines ebenso langsamen wie schmerzlichen Erkenntnisprozesses. Mitte der 90er Jahre, lange vor Ausbruch dessen, was heute Missbrauchskrise genannt wird, gingen die ersten überregionalen Schlagzeilen zum Thema durch die Presse. Da haftete ihm noch etwas Anrüchiges an. Damals bemühten einige katholische Bischöfe sogar den Begriff der Kirchenverfolgung: Als der Wiener Erzbischof und Kardinal Groër des sexuellen Kindesmissbrauchs beschuldigt wurde, zog nicht nur der damalige Wiener Koadjutor-Erzbischof Christoph …

Ja zum »Nein«

HOHE LUFT Ausgabe 1/2019 ist da!  Neinsagen fällt oft schwer, gilt als destruktiv und unhöflich. In der neuen Ausgabe widmen wir uns seiner konstruktiven Seite, denn: Jedes Nein macht Platz für neue Möglichkeiten, für Freiheit und Differenz. Pflanzen können mehr als wir ihnen zutrauen, so meint der Philosoph Emanuele Coccia. Im Interview erklärt er, warum es sich lohnt, auch die fremdartig wirkende Welt der Pflanzen in unserem Denken zu berücksichtigen – und wieso vegane Ernährungsweisen in seinen Augen nicht unbedingt moralischer sind als andere. Weitere Themen: Hat alles einen Grund? Historiker Jörg Baberowski über Gewalt. Was das Gesicht über uns verrät. Was ist Faschismus? Zug-Design. Der Universalgelehrte Nikolaus von Kues. Philosophie und Architektur. Und unsere Serie »Die Weisheit der Gefühle« geht mit diesem Heft in die zweite Runde. Im Mittelpunkt stehen dieses Mal zwei unbeliebte Emotionen, die weiser sind als gedacht: Neid und Scham. Viel Freude bei der Lektüre! Hier finden Sie unseren Online-Shop …und hier das neue Inhaltsverzeichnis. Sie haben Lob, Anregungen, Kritik? Schreiben Sie uns: kontakt(at)hoheluft-magazin.de Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie an …

HOHE LUFTpost – Gewalt und Religion

HOHE LUFTpost vom 20.11.2015: Gewalt und Religion Nach den schrecklichen Anschlägen von Paris kommt wieder eine Frage auf, die in letzter Zeit immer wieder diskutiert wurde: Fördert der Islam die Gewalt, die wir gerade erleben müssen? Die Antwort ist ein klares Nein. Der Islam fördert weder Gewalt noch Frieden – wie auch jede andere Religion nicht. Es hängt von den Menschen ab, was sie aus ihrer Religion machen. Menschen sind gewalttätig, nicht Religionen. In Myanmar töten buddhistische Mönche Frauen und Kinder. Der Warlord Joseph Kony zieht mit seiner 1987 gegründeten Terrormiliz durch Uganda, er will einen christlichen Gottesstaat errichten. Seine Lord’s Resistance Army hat ungezählte Morde begangen, geschätzte 66000 Kinder entführt und zu Kindersoldaten gemacht. Fördern also Buddhismus und Christentum die Gewalt? Nein. Sie werden dazu instrumentalisiert. Wer behauptet, der Islam fördere Gewalt, lässt sich auf ein Spiel ein, das IS & Co. begonnen haben. Der IS ist es nämlich, der behauptet, der Islam sei »die Religion des Schwerts, nicht des Pazifismus« (zitiert aus einer IS-Veröffentlichung). Auf diese Weise wollen Verbrecher ihre Untaten legitimieren. Wir …

Die Ästhetik der Gewalt

Es gibt derzeit viele Versuche, das durch radikalisierte Islamisten in die Welt getragene Böse rhetorisch zu bannen. Wie dem Terror antworten? Mit „Krieg“ (Gustave Hollande), „Wiedereinsetzung des internationalen Rechts“ (Etienne Balibar) oder „Klassenkampf“ (Slavoj Žižek)? Vokabeln wie diese implizieren, dass die Gewalt des Islamischen Staats und anderer terroristischen Organisationen einem Angriff auf unsere Vorstellungen von Moralität und Menschlichkeit gleichkommt.

HOHE LUFTPOST – Wir Engel und Teufel

HOHELUFTpost vom 28.08.2015: Der Fund ist gruselig, und er gibt zu denken: Archäologen haben in der Nähe von Frankfurt am Main ein Massengrab freigelegt, in das unsere Ahnen vor 7000 Jahren ziemlich achtlos 26 Leichname geworfen hatten, darunter viele Kinder. Das ist auffällig, weil die Menschen damals ihre Toten meist mit Respekt und Sorgfalt bestatteten. Noch auffälliger ist der Zustand der Leichname. Sie zeigen deutliche Spuren brutaler Gewalt. Manchen wurde offenbar mit stumpfen Waffen der Schädel eingeschlagen. In manchen Knochen stecken noch Pfeilspitzen. Der Fund befeuert eine ohnehin schon hitzige Debatte: Ist der Mensch von Natur aus friedlich – oder gewaltsam? Der amerikanische Psychologe Stephen Pinker behauptet in seinem Buch »Gewalt« von 2011, dass die Menschheit im Lauf der Zivilisationsgeschichte immer friedlicher wurde und heute weniger gewaltsam denn je ist. Andere Gelehrte widersprachen Pinker heftig. Flüchtlinge aus dem syrischen Bürgerkrieg werden über seine These allenfalls bitter lachen können. Doch der Frankfurter Fund scheint sie zu stützen. Was stimmt denn nun: Ist der Mensch wirklich ein geborener Brutalo, besänftigt durch die Zivilisation? Oder ein von Natur …