Alle Artikel mit dem Schlagwort: Bewusstsein

Reflexe #3: Woher willst du wissen, was ich empfinde?

In der dritten Folge seiner Kolumne »Reflexe« befasst sich Jörg Friedrich mit dem Buch »Die Natur des Geistes« von Michael Pauen.  Michael Pauen hat sich in seinem neuen Buch viel vorgenommen. Der Titel verspricht, „Die Natur des Geistes“ zu erklären. Der Titel spielt mit der philosophischen Doppeldeutigkeit des Begriffs „Natur“, der im Deutschen ja zum einen so etwas wie „Wesen“ bedeutet, zum anderen aber die Welt meint, die uns umgibt, zumindest diejenige, die nicht durch die menschliche Technik und Phantasie geschaffen ist. Man könnte also erwarten, dass das Buch entweder das Wesen des Geistes bestimmt, oder aber den Geist als etwas natürliches erklärt, etwas, das zur Natur gehört und ganz natürlich verstanden werden kann. Pauen geht es vor allem um letzteres. Wer kann wissen, was ich fühle? Zwei bedenkenswerte Thesen stellt er an den Anfang seiner Überlegung: er meint, dass es falsch ist, Bewusstsein und Wissen miteinander zu identifizieren, wenn es um subjektive Erfahrungen geht. Zudem behauptet er, dass der Mensch zu seinen eigenen Erfahrungen gar nicht so einen direkten, unmittelbaren Zugang hat, wie er …

HOHE LUFTpost – Nur nicht den Kopf verlieren

HOHE LUFTpost vom 19.06.2015: Nur nicht den Kopf verlieren Der italienische Chirurg Sergio Canavero hat angekündigt, in zwei Jahren die erste Kopftransplantation der Geschichte durchzuführen. Mit gewaltigem Aufwand will er den Kopf des Russen Valery Spiridonov, der an einer seltenen tödlichen Muskelkrankheit leidet, von seinem jetzigen Körper auf einen anderen verpflanzen. Da drängen sich einige ethische und wissenschaftliche Fragen auf: Ist die verwegene Operation das Risiko wert? Kann ein Kopf an einem neuen Körper anwachsen? Auch wenn es klappt, stellt sich eine grundsätzliche Frage: Ist das dann noch Spiridonov? Wer eine gespendete Niere implantiert bekommt, bleibt er selbst, das bestreitet niemand. Doch ein Körper wiegt das Zehnfache eines Kopfes, und seine Funktionen sind in vieler Hinsicht nicht weniger komplex. Im Kopf sitzt das Bewusstsein, und das Bewusstsein macht den Menschen aus, könnte man nun sagen. Bedeutet das, dass ein Mensch sein Gehirn ist – oder gar nur sein präfrontaler Cortex? Nein. Ein präfrontaler Cortex allein ist gar nichts. Ich glaube, es gibt kein eindeutiges Ja oder Nein auf die Frage, ob das dann noch Spiridonov …

Offiziell: Oktopusse haben ein Bewusstsein

Eine internationale Gruppe von Wissenschaftler hat auf einer Tagung zum Gedenken von Francis Crick die Cambridge Declaration on Consciousness in Non-Human Animals (pdf) paraphiert. Sie spricht weiten Teilen des Tierreichs ein Bewusstsein zu – und nimmt dem Menschen die alte Illusion, das einzig bewusstseinsbegabte Wesen auf Erden zu sein. Früher herrschte der Glaube unter Forschern, dass der Neocortex, den nur Menschen und einige Säugetiere im Schädel haben, eine Voraussetzung für Bewusstsein sei. Diesen Glauben kippt die Deklaration. Alle Säugetiere und Vögel, sogar wirbellose Tiere wie der Oktopus besitzen das neurologische Substrat, das Bewusstsein erzeugt. (Aus der Wikipedia) Die vielleicht erstaunlichste Vermutung in der Erklärung ist, dass Bewusstsein sich in der Evolutionsgeschichte zweimal entwickelt hat: parallel bei Vögeln und Säugetieren. Wenn das stimmt, bedeutet es, dass Bewusstsein keine so außergewöhnliche Eigenschaft von Leben ist – und dass auch außerirdisches Leben, sofern es existiert, mit höherer Wahrscheinlichkeit Bewusstsein entwickeln könnte. – Tobias Hürter