Alle Artikel mit dem Schlagwort: Klugheit

»Wohlstand ist mehr als Wachstum« – 3 Fragen an Kerstin Andreae

»Klugheit« ist das aktuelle Schwerpunktthema in HOHE LUFT (Heft 6/2020). Und wir meinen: Klugheit braucht viele Sichtweisen. Daher haben wir Menschen aus den unterschiedlichsten Fachbereichen gefragt, was aus ihrer Sicht klug ist. Hier antwortet Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW): Frau Andreae, wie verbindet man auf kluge Art Ökologie und Ökonomie? Wohlstand ist mehr als Wachstum. Aber Wachstum, das unsere Wirtschaft nachhaltig verbessert, brauchen wir. Erneuerbare Energien, Wasserstoff, Elektromobilität und grüne Gase beispielsweise sind die Bereiche, die wachsen müssen, um klimaschädliche Technologien zu verdrängen. Neben negativen und tragischen Entwicklungen in der Corona-Krise sehr ich auch eine positive: Wir denken jetzt wieder mehr darüber nach, wie wir künftig leben und arbeiten wollen oder wie unsere Nahrung produziert wird.Welche Art von Unterstützung brauchen fähige, engagierte Frauen heute am meisten? Unterstützung klingt mir viel zu sehr nach Hilfestellung. Aber darum geht es nicht. Es geht um Selbstbewusstsein im besten Sinne. Ich war immer der Meinung, dass Frauen ihre unbestreitbaren Stärken nutzen sollen, anstatt zu versuchen, sich den vorherrschenden Ritualen anzupassen. Und auch …

»Die Intuition nicht aus den Augen verlieren« – 3 Fragen an Günter M. Ziegler

Die aktuelle Ausgabe HOHE LUFT hat das Schwerpunktthema »Klugheit«. Wir bitten darin bekannte Persönlichkeiten um ihre Antworten auf drei Fragen. Hier antwortet Günter M. Ziegler, Präsident der Freien Universität Berlin. Was bedeutet für Sie »klug«? »Klug« ist für mich, Lebenserfahrung, Vernunft und Verstand zu beachten – und die Intuition dabei nicht aus den Augen zu verlieren. Zum Beispiel Entscheidungen nicht nur mit Ruhe und mit Nachdenken und unter Verwendung aller zur Verfügung stehenden Informationen herbeiführen – sondern mir dabei auch die Kriterien und Mechanismen bewusst zu machen, nach denen ich entscheide. Das erlaubt auch »Bauch-Entscheidungen«, aber es fordert mich dann zu erkennen, dass ich nach Bauchgefühl entscheide, und ich mir überlegen muss, warum ich das tue (und ob das klug und richtig ist). Was war Ihre klügste Entscheidung? Zu meinen wichtigsten Entscheidungen zählen Karriereentscheidungen, etwa 2001 in Berlin zu bleiben (und nicht nach Zürich zu gehen), 2017 für die Präsidentschaft an der Freien Universität zu kandidieren (und mich nicht nur auf meine Mathematikprofessur zu konzentrieren). Ich habe mir das jeweils nicht leicht gemacht, ich habe …

Was ist jetzt klug? HOHE LUFT 6/2020 ist da

Eine der größten Dummheiten ist es, sich selbst für klüger zu halten, als man tatsächlich ist. Das Perfide an dieser Art Selbsttäuschung ist, dass man sie besonders schwer durchschaut. Schließlich hält man sich dann ja meist auch für klug genug, die eigenen Fähigkeiten realistisch einzuschätzen. Die dümmsten Entscheidungen meines eigenen Lebens hatten mit Selbstüberschätzung zu tun. Mal wäre es klüger gewesen, mir von anderen helfen zu lassen. Mal scheiterte ich an Problemen, weil ich mich für derart klug hielt, dass ich sie auf die leichte Schulter nahm. Und in vielen Fällen hätte ich besser den Mund gehalten, als zu versuchen, etwas besonders Kluges zu sagen. Im günstigen Fall lehrt einen das Leben irgendwann, dass man eben nicht so klug ist, wie man immer dachte. Dass man nicht immer den Durchblick hat. Dass es viel klügere Leute gibt – und dass es klug sein kann, auf solche Leute zu hören, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Die meisten scheitern nicht einfach nur daran, dass sie zu dumm für eine bestimmte Aufgabe sind. Sie scheitern vielmehr, weil ihnen die nötige …

Zu dumm für die Zukunft? Unsere Ausgabe 3/2020 ist da!

Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie an die Zukunft denken? Haben Sie lachende Kinder in gesunden Wäldern vor Augen – oder sehen Sie Hamburg im Hochwasser versinken? Vielen erscheint die Zukunft heute bedrohlicher und ungewisser denn je. Wir fragen uns, ob wir überhaupt die nötigen Kompetenzen besitzen, um mit den Problemen von morgen fertig zu werden – und ob nicht bald ohnehin eine technologische Hyperintelligenz das Steuer übernehmen wird. Im Guten wie im Schlimmsten. In unserem Titelessay ergründen wir, wie sich »dumm« und »klug« in einer Welt verhalten werden, die wir noch gar nicht beschreiben können. Extremen Zukunftsszenarien steht allerdings eine gesellschaftliche Gegenwart entgegen, die die lau­warme Mitte sucht, wie Maja Beckers in ihrem Essay schreibt. Die digitale Transformation ist schon jetzt in vollem Gange – wie sich dies in einer neuen Dominanz der männlichen Norm bemerkbar macht, erklärt Rebekka Reinhard. Allen gängigen Normen entzieht sich die 88-jährige Freiburger Künstlerin Helga Marten, die ihre philosophischen Betrachtungen über Malerei als Akt der Freiheit in einem Interview erklärt. Und ein weiteres Interview gibt es im …

Die Wissenschaft vom richtigen Leben

Weisheit war bis vor Kurzem die Domäne der Philosophen. Jetzt entdecken Ökonomen und Psychologen sie neu. Ist das gut?   Der Physiker Paul Frampton ist ein Mann von Welt. Er hat die britische und die amerikanische Staatsbürgerschaft. Er war »Distinguished Professor of Physics and Astronomy« an der University of North Carolina in Chapel Hill. Seine Entwürfe einer »Theorie für alles« inspirierten eine Reihe von Experimenten am LHC, dem größten Teilchenbeschleuniger der Welt am Europäischen Kernforschungszentrum Cern bei Genf. Wie kommt solch ein hochintelligenter Mann dazu, sich an einem argentinischen Flughafen mit zwei Kilogramm Kokain im Koffer erwischen zu lassen? Im Jahr 2011, im Alter von 67 Jahren, begann Frampton mit Online-Dating. Bald entspann sich ein Kontakt zu einem Model namens Denise Milani, die im Internet kein Geheimnis aus der Größe ihrer Brüste machte. Dann lud Milani den Physiker ein, sie bei einem Shooting in Bolivien zu besuchen. Frampton flog hin, fand dort aber keine Milani vor, sondern nur eine Nachricht, sie sei ­bereits nach Argentinien weitergereist. Ob er nachkommen und ihren Koffer, den sie leider …