In diesen Tagen scheint es nur ein einziges Thema zu geben: Flucht. Es vergeht kein Tag, an dem uns die Medien nicht über die Schicksale unzähliger Unbekannter informieren, Menschen aus Syrien, Eriträa oder dem Kosovo, die zu Tausenden Zugang zum sicheren Europa suchen. Wir hören und lesen nicht nur, was derzeit passiert – wir sehen es auch. Welchen Stellenwert hat das, was wir da sehen? Müssen wir uns damit konfrontieren oder dürfen wir einfach wegschauen? Wie sollen wir mit der Bilderflut umgehen? Fotos von Flucht und Flüchtlingen sind zur Zeit allgegenwärtig. Man sieht Menschen auf Schlauchbooten, in Bahnhöfen und Zügen, in Auffanglagern, an Grenzzäunen. Die Fotos bewegen und rühren uns, sie machen uns betroffen. Aber sie tun noch mehr. Sie bannen uns. Sie üben auf eigentümliche Weise Gewalt auf uns aus. Nehmen wir das umstrittene Foto der toten Flüchtlinge, die kürzlich in einem abgestellten Laster in der Nähe von Wien gefunden wurden. Die Wiener „Kronen-Zeitung“ hatte das Foto veröffentlicht, und danach auch „Bild“. Das Foto zeigt einen Blick ins Innere des LKWs; auf der Ladefläche …