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„Tupperware-Feminismus vs. No-Bullshit-Feminismus“

„Die Zentrale der Zuständigkeiten“ von Rebekka Reinhard ist nun im LUDWIG Verlag erschienen.

Text: Lena Frings 

Du rennst in alle Richtungen zugleich? Du machst Karriere, bereitest die Familienfeier vor, erzählst Gutenachtgeschichten und putzt zwischendurch noch schnell das Bad? Du bist alles zugleich: Liebende, Arbeitnehmerin oder Chefin, Mutter und sich kümmernde Tochter? Du bist (wie alle Frauen) eine Zentrale der Zuständigkeiten. Das gleichnamige Buch unserer stv. Chefredakteurin ist ein kurzes Innehalten und Aufwachen – praxisbezogen, direkt und händereichend.

In 20 Kapiteln bietet die Autorin Überlebensstrategien für einen vollgestopften Alltag an, der so verschiedene Ansprüche an uns stellt, dass wir als denkende und fühlende Wesen hinter Terminkalendern und endlosen ToDos verschwinden. Witzig, scharf, manchmal wütend und erfrischend unideologisch bewegt sich der Text etwas versetzt zu vielen feministischen Diskursen. Das beginnt damit, dass Gendersternchen einer kreativen und sinnvollen Art zu gendern weichen. Grundsätzlich wird es dort, wo bestimmte Arten des Self-Empowerments als neoliberale Lügen und Marketing-Gag entschlüsselt werden. Denn eine „Emanzipation, die dauergestresste Superwomen produziert, widerspricht sich selbst.“ Sie zwängt uns vielmehr in ein neo-biedermeierliches Bewertungsraster als Ergebnis einer Allianz von fortschrittskapitalistischem Leistungswillen und der weiblichen Selbstaufopferungsmechanik vergangener Jahrhunderte.

Frau wird heute von (mindestens) zwei Seiten bewertet, sie soll beruflich durchstarten und einen sexy Körper haben – und zugleich liebend, sorgend, mütterlich sein. Das heißt sie soll und muss gefälligst „hart“ und „weich“ zugleich sein. Ein kaum erfüllbarer Selbst- und Fremdanspruch! Dieser Enge entkommen wir nur gemeinsam, meint Rebekka Reinhard. Zusammen mit allen Frauen, aber auch mit Männern und allen Geschlechtern. Dabei kann ein bisschen strategischer Nonkonformismus äußerst befreiend wirken.

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