Alle Artikel mit dem Schlagwort: Recht

HOHE LUFTpost – Lochte, Lohfink und Opferglauben

HOHE LUFTpost vom 26.08.2016: Lochte, Lohfink und Opferglauben Der amerikanische Schwimmer Ryan Lochte und das deutsche Model Gina-Lisa Lohfink haben etwas gemeinsam: Beide haben sich als Opfer eines Verbrechens ausgegeben. Während der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro behauptete Lochte, er und drei Sportskameraden seien mit vorgehaltener Knarre ausgeraubt worden. Lohfink zieh zwei Männer, mit denen sie vor laufender Handy-Videokamera Sex hatte, der Vergewaltigung. Lochtes Geschichte wurde später sogar von seinen Kameraden bestritten. Lohfink wurde wegen falscher Verdächtigung vom Amtsgericht Tiergarten zu einer Geldstrafe verurteilt. Beide haben also offenbar gelogen – zumindest aus Sicht der Strafverfolgungsbehörden. Lohfinks Anwalt wollte das nicht einsehen und sagte, er mache sich nach diesem Urteil nun Sorgen um alle Frauen, die eine Vergewaltigung anzeigen wollten. Aber war es nicht eher seine Mandantin, die den ehrlichen Opfern von Straftaten geschadet hat? »Den Opfern glauben«, das ist ein oft wiederholter feministischer Slogan – und ein oft missverstandener. Er bedeutet nicht, dass wir jeden Quatsch, jede Lüge blindlings glauben sollen. Es bedeutet, dass wir mutmaßlichen Opfern von Verbrechen mit Wohlwollen und der Bereitschaft, ihre Geschichte zu …

HOHE LUFTpost – Kant und die Flüchtlinge

HOHE LUFTpost vom 16.10.2015: Kant und die Flüchtlinge Was hätte Immanuel Kant zur Debatte um den Umgang mit den Flüchtlingen gesagt? Schon die Frage ist dubios, schließlich ist Kant seit mehr als 200 Jahren tot und kann sich nicht gegen Vereinnahmungen wehren. Aber sie liegt nun mal auf dem Tisch. Angefangen hatte der Berliner Philosoph und Vielredner Byung-Chul Han, der die Flüchtlingspolitik vieler europäischer Staaten als rein eigennützig und daher im Sinne Kants zwar rational, aber unvernünftig kritisierte. Konservative Debattierer hielten dem entgegen, Kant habe in seiner Schrift »Zum ewigen Frieden« Flüchtlingen zwar ein Besuchsrecht zugesprochen, aber kein Bleiberecht. Als Kant lebte, war Europa durch die Feldzüge Napoleons aufgemischt, die Sehnsucht nach Frieden war groß. Flüchtlinge waren damals mindestens so präsent wie heute, und ihre Behandlung, zum Beispiel der Umgang mit vertriebenen Juden, entsprach keineswegs immer Kants Vorstellungen von Menschlichkeit. In »Zum ewigen Frieden« suchte Kant nach den Bedingungen für stabile, friedliche Verhältnisse. Dazu zählte er auch ein »Recht der Hospitalität«: Zwar dürfen Staaten Besucher ablehnen, aber nicht gewaltsam, und nicht, wenn es zu deren …

HOHE LUFTpost – Das Recht, sich selbst zu schädigen

HOHE LUFTpost vom 26.06.2015: Das Recht, sich selbst zu schädigen Haben Sie schon mal gekifft? Oder Haschkekse genascht? Falls ja, gehören Sie zu den laut Umfragen rund 50 Prozent der Menschen, die schon einmal selbst die Wirkung von Tetrahydrocannabinol erfahren haben. Der Konsum von Cannabis ist also weit verbreitet, aber verboten, und die Stimmen für eine Legalisierung werden lauter. Die Argumente gehen wild durcheinander: politische, ökonomische, medizinische und ethische. Auch ich bin für die Freigabe von Cannabis. Aber die Argumente anderer Befürworter weise ich zurück. So argumentiert der Jurist Lorenz Böllinger, jeder Mensch habe das Recht, sich selbst zu schädigen. Es folgt in seinen Augen aus dem Grundrecht auf Handlungsfreiheit. Ich bestreite das. Ja, es gibt das Recht auf Freiheit, es gibt aber auch die Verantwortung jedes Menschen für sich selbst. Wäre Cannabis eine eindeutig schädliche Substanz, dann wäre ich nicht für ihre Freigabe – so wie ich auch gegen die Freigabe von Heroin wäre. Doch ich bin überzeugt, dass es eine Weise des Umgangs mit Cannabis gibt, die nicht schädlich zu nennen ist. Das Recht ist dazu …