Alle Artikel mit dem Schlagwort: Öffentlichkeit

Alle mal die Klappe halten? Ausgabe 5/19 ist da

Wir sind heute Zeugen einer ungeheuren Dynamik. In den sozialen Medien geschieht zurzeit etwas, das wir noch nicht ansatzweise verstehen, für das wir noch keine adäquaten Begriffe haben – das aber dramatische Auswirkungen auf Politik und Gesellschaft hat. In unserem Titelessay reflektieren wir den Wandel der öffentlichen Sphäre und machen einen Vorschlag für einen neuen Öffentlichkeitsbegriff. Begriffe neu und ganz anders denken – das ist auch die Mission des französischen Philosophen und Sinologen François Jullien. Im Interview mit Maja Beckers erläutert er, warum er das Konzept kultureller Identität ablehnt, und wettert gegen die Auswüchse der Populärphilosophie. Dass sich Philosophie und Sinnlichkeit nicht ausschließen, davon können Sie sich überzeugen bei der Lektüre des Textes über die Rolle von Farben für unser Leben oder der phänomenologischen Beschreibung einer Schwangerschaft unserer Redakteurin Greta Lührs. Einen außergewöhnlichen Zugang zum Thema Schrift und Begehren wählte unsere Autorin Lena Frings – nämlich eine Kurzgeschichte. Weitere Themen: Weisheit, die funktioniert. Wird das Leben zum Spiel? Averroës – der islamische Aufklärer. Kunst oder Lüge? A Propos Kunst: Besonders hinweisen möchten wir Sie auf …

Der Markt soll Verantwortung für die Philosophie übernehmen

Universitätsprofessor Peter Trawny antwortet auf den letzten Beitrag von HOHE LUFT-Chefredakteur Thomas Vašek und macht konstruktive Vorschläge, wie sich die Sphären von Philosophie und Markt auf fruchtbare Weise verbinden lassen könnten. Alle Beiträge zur Debatte um die Popularisierung der Philosophie finden Sie unten.  Ich teile mit Thomas Vašek die Ansicht, dass die Philosophie eine Öffentlichkeit braucht. Diese Öffentlichkeit entspringt der Philosophie selbst, dieser spezifischen Denkform. Niemand ist von ihr ausgeschlossen. Jede und jeder, die und der ihre Voraussetzungen anerkennt, ist eingeladen. Ja, sogar der oder die, der oder die sie nicht anerkennen kann oder will, wird aufgerufen, sich an ihr zu beteiligen. Eine zentrale Voraussetzung dieser Öffentlichkeit ist übrigens, dass ihr Öffentlichsein nicht beeinträchtigt werden darf. Ich sehe z.B. bei Hannah Arendt und natürlich in der „Kritischen Theorie“ ein Interesse an ihrer theoretischen Ausarbeitung.   

Philosophie hat keine Voraussetzungen zu akzeptieren

Welchen Stellenwert hat Populärphilosophie? Nach dem Beitrag des Wuppertaler Universitätsprofessors Peter Trawny widersprach HOHE LUFT-Chefredakteur Thomas Vašek dessen These, die Popularisierung stelle eine Gefahr für die Philosophie dar. Peter Trawny antwortet hier abermals auf Thomas Vašek: Populärphilosophie verliere die Fähigkeit, Voraussetzungen infrage zu stellen und zu kritisieren.  Thomas Vašek hat mit seiner Antwort auf meinen Artikel auf bemerkenswerte Weise verdeutlicht, worin der Unterschied besteht zwischen Philosophie und Populärphilosophie, eben jener Unterschied, der der Ausgangspunkt meiner Überlegungen ist. Bevor ich mich seiner Antwort widme, möchte ich ihm meine Achtung aussprechen. Anders als andere Vertreter einer sich popularisierenden Philosophie ist er bereit, ein Gespräch über Probleme, die mit ihr zusammenhängen, öffentlich zu führen. Wo andere sich im Glanz ihres Produktes unangreifbar machen wollen, bezieht er Stellung.

Zum Tode Wolfgang Herrndorfs

In einer Zeit, in der alles potentiell öffentlich wird, scheint der Tod das Persönlichste überhaupt zu sein. Das eine, was einem keiner nehmen kann. Er wird nicht geteilt, er wird nicht geliked, er wird nicht geshared. Das dokumentierte Sterben des Schriftstellers Wolfgang Herrndorf durchbrach diese Grenze. Und stiftete so Sinn im Nebel der Sinnlosigkeit. Nach der Diagnose eines Hirntumors führte Herrndorf regelmäßig ein bewegendes Blog über sein Leben im Bewusstsein des baldigen Todes. Über Jahre konnten die Leser sein Ringen mitverfolgen. Dabei war es keine exhibitionistische Leidensdarstellung, sondern ein ergreifendes Protokoll, schwankend zwischen Alltag und Verfall, Humor und Depression – und immer bedrückend ehrlich. Nun, am Montag, den 26. August 2013 gegen 23.15 Uhr, setzte Wolfgang Herrndorf seinem Leben ein Ende.

„Wenn ich mal groß bin, werde ich Philosoph.“

Unter den Berufswünschen von Kleinkindern belegt „Philosoph“ wohl eher einen der hinteren Plätze. Ist ja auch logisch: Philosophen tragen keine Uniform, und sie fahren auch nicht Bagger. Im Normalfall jedenfalls nicht. Aber was ist schon der Normalfall? Es ist ja nicht einmal eindeutig, wen man heutzutage als Philosoph betitelt. Die Antwort auf die Frage nach dem Beruf Philosoph sucht man traditionell an den Universitäten. Denn Philosophie zählt zu den klassischen Studienfächern. Allerdings werden nur die wenigsten Philosophiestudenten auch gleich als Philosophen bezeichnet. Nach dem Abschluss ergreifen sie die verschiedensten Berufe, und nur ein paar von ihnen versuchen ihr Glück in der Wissenschaft. Als Professoren lehren sie dann Philosophie und veröffentlichen fleißig neue Forschungsergebnisse. Aber ist der Beruf des Philosophie-Professors identisch mit dem des Philosophen?