Alle Artikel mit dem Schlagwort: Neurowissenschaft

Die graue Grütze

Das Gehirn ist eine hochkomplizierte Angelegenheit. Alle reden darüber, keiner versteht es richtig, aber viele glauben, es zu verstehen. Hirnforscher wollen Philosophen von vermeintlich jahrhundertealten Verwirrungen befreien. Philosophen wollen den Forschern beibringen, sorgfältig mit Begriffen umzugehen. Es wird viel belehrt, gestritten und aneinander vorbeigeredet. In der aktuellen Ausgabe von HOHE LUFT schreibt Tobias Hürter, was Philosophen und Neurowissenschaftler von Immanuel Kant über das Gehirn lernen können. Der ganze Artikel kann jetzt hier gelesen werden. Viel Spaß!

Das Gehirn im Tank

Ein viel umstrittenes Gedankenexperiment der analytischen Philosophie ist das »Brain in a vat« (Gehirn im Tank). Sein Erfinder Hilary Putnam erklärte es 1982 so: Stellen Sie sich vor, das Gehirn eines Menschen wird dessen Körper entnommen und in einen Tank mit Nährstofflösung gesetzt, die das Gehirn am Leben hält. Die Nervenenden werden mit einem Supercomputer verbunden, der für die Person, der das Gehirn gehört, die Illusion erzeugt, alles sei ganz normal.

Neuromülltrennung

Ein Artikel in der New York Times hat in den letzten Tagen Furore gemacht: Is Neuroscience the Death of Free Will? Der amerikanische Philosoph Eddy Nahmias verteidigt das Konzept des freien Willens vehement gegen die Neurowissenschaft. Es ist ein Höhepunkt in einem bemerkenswerten Trend der letzten Monate: Die Neurowissenschaft wird derzeit auf Normalmaß zurecht gestutzt, nachdem sie 20 Jahre lang der große Hype war. Es ging richtig los, als Anfang der 1990er Jahre der amerikanische Präsident George W. Bush die „Dekade des Gehirns“ ausrief. Milliarden Dollar und Euro flossen in Forschungsprogramme und Hirnscanner. Wer sich früher „experimenteller Psychologe“ nannte, nennt sich jetzt Neurowissenschaftler. Das Versprechen war, dass die Hirnforschung entschlüsseln würde, wer wir sind, wie wir sind, und warum wir so sind. Mit ihren teuren Spielzeugen machten die Forscher sich auf die Suche nach Hirnmodulen für Lust, Logik und Lachen. Sie fanden Nervenzellen, die darauf spezialisiert sind, uns an Bill Clinton zu erinnern – wovon George W. Bush wohl nicht begeistert war.