Alle Artikel mit dem Schlagwort: AfD

»Die Moderne ist unglaublich anstrengend«

Seit dem Ausstieg Mesut Özils aus der Fußball-Nationalmannschaft und seinem Vorwurf, rassistische Anfeindungen erlebt zu haben, wird wieder über Rassismus diskutiert. Unter dem Hashtag #metwo schildern zahlreiche Menschen ihre schmerzlichen Erfahrungen mit Alltagsrassismus. Thomas Vašek und Tobias Hürter sprachen mit dem Soziologen Armin Nassehi über die Entstehung von Rassismus und darüber, wie er sich überwinden ließe. Außerdem spricht der an der Münchner LMU lehrende Soziologe über die AfD, rechtes und linkes Denken und darüber, was uns wirklich veranlasst, Dinge zu tun. Hier geht’s zum Interview (erschienen in HOHE LUFT 4/2016).

HOHE LUFTpost – Kleineres Übel AfD

HOHE LUFTpost vom 09.09.2016: Kleineres Übel AfD 21 Prozent Wählerstimmen für eine Partei, deren Programm aus Populismus und Fremdenfeindlichkeit besteht: Das Wahlergebnis von Mecklenburg-Vorpommern ist erschreckend. Aber im Aufstieg der AfD liegt auch eine Chance. Diese Partei nährt sich aus Ressentiment, dumpfer Empörung und gefühlter Ausgegrenztheit. Die Wählerschichten dafür sind nun mal da. Eine Partei, die sie anspricht, muss widerlich sein, ob sie nun AfD, NPD, Republikaner oder Schill-Partei heißt. Was wäre die Alternative zur AfD? Entweder dass statt ihrer die etablierten Parteien ein Stück widerlich werden, um ihr das Wasser abzugraben (diese Strategie wird offenbar von manchen Politikern verfolgt), oder dass jene Wählerschichten unrepräsentiert bleiben. Beide Alternativen könnten noch übler ausgehen. Die AfD holt immerhin Mitbürger in den demokratischen Prozess, die vorher draußenblieben. Ihr ist gelungen, woran die etablierten Parteien gescheitert sind: Frühere Nichtwähler in großer Zahl zum Wählen zu bringen. “Eine schwankende Brücke zurück zur Demokratie” nannte sie Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung. Nun ist es an den bedachten politischen Kräften, die Bürger, die diese Brücke betreten haben, auf festen Boden zu …

Na logisch! Selbst-Heroisierung: Die zweite Hauptrolle im Immunisierungs-Drama

Die Na logisch!-Kolumne über Logik, Rhetorik und Argumentationstheorie schreibt normalerweise Daniel-Pascal Zorn. Nach seinem Text über Selbst-Viktimisierung hat die Soziologin Paula-Irene Villa (Braslavsky) einen Gastbeitrag zur Selbst-Heroisierung verfasst. Die Autorin hat den Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie und Gender Studies an der LMU München inne.  Wie in dieser Kolumne und auch anderweitig bereits trefflich analysiert, erfreut sich die rhetorische Strategie der Selbst-Viktimisierung medial und politisch derzeit besonderer Beliebtheit. Sie beinhaltet im Kern, sich ohne Differenzierung und jenseits von Fakten oder nachvollziehbarer Praktiken – letztlich also nicht selten schlicht gelogen – als Opfer einer Übermacht zu inszenieren, der man (meist viel zu lange schon) ausgeliefert sei.

Die rhetorischen Spielchen der AfD

Die Fußball-Europameisterschaft beginnt in dieser Woche – und Alexander Gauland von der AfD hat, passend dazu, einen Kommentar abgegeben. Angeblich auf Nachfrage von Journalisten der FAS (Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung) erklärte er: „Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben.“ Zwei unverfängliche Sätze, in denen Gauland außerdem gar nicht selbst spricht, sondern scheinbar nur referiert, was „die Leute“ finden und haben bzw. nicht haben wollen. Etwas seltsam klingt nur die Formulierung „ein Boateng“ – denn in der Fußballnationalmannschaft spielt ja nur ein Boateng – Jérôme Boateng eben. Den „die Leute“ als Fußballspieler, so Gauland, gut finden. „Einen Boateng“ wollen sie aber „nicht als Nachbarn haben“.

HOHE LUFTpost – Gesellschaft oder Gesellschaften?

HOHE LUFTpost vom 27.05.2016: Gesellschaft oder Gesellschaften?  Am Anfang letzter Woche kamen zwei politische Ereignisse zusammen, die in dieselbe, bedenkliche Richtung weisen. In der Wahl zum österreichischen Staatspräsidenten unterlag der Rechtspopulist Norbert Hofer von der FPÖ nur um Haaresbreite dem von einem breiten Bündnis der übrigen politischen Kräfte unterstützten Kandidaten Alexander Van der Bellen. Und in Berlin kam die AfD-Vorsitzende Frauke Petry mit dem Zentralrat der Muslime zusammen – für nicht einmal eine Stunde, dann ließ Petry das Gespräch platzen. Noch kläglicher war ein Gesprächsversuch von Hofer und Van der Bellen gescheitert, bei einem unmoderierten Fernsehduell blieben sie gerade mal 20 Minuten sachlich, dann brachten sie bloß noch Beschimpfungen und Polemik hervor. Das verheißt nichts Gutes für die Wahlkämpfe, die da kommen: US-Präsidentschaft 2016, deutscher Bundestag 2017. Wenn die konkurrierenden politischen Kräfte gar nicht mehr ernsthaft miteinander reden wollen, steht eine wichtige Voraussetzung einer funktionierenden Demokratie in Frage. Solange die Zickereien kalkulierte Inszenierungen von Berufspolitikern sind, hält der Schaden sich in Grenzen. Sollten sie aber Symptome für eine tiefere Entwicklung sein, dann wird es wirklich …

Na logisch! Die Selbst-Viktimisierung

Kolumne von Daniel-Pascal Zorn über Logik, Rhetorik und Argumentationstheorie. Heute: Die Selbst-Viktimisierung In dieser Kolumne bespreche ich normalerweise argumentationslogische Fehlschlüsse, wie sie in der logischen Tradition bis heute überliefert werden. Dieses Mal möchte ich mich mit einer Strategie beschäftigen, die eine Besonderheit aufweist: Sie basiert zwar auf einem fehlschlüssigen Schema (mehr dazu unten). Aber genau dieses Schema sorgt dafür, dass diese Strategie nur sehr selten als problematisch erscheint. Sie wird dadurch zu einer der gebräuchlichsten Weisen, sich mit einem Fehlschluss ins Recht zu setzen – jeder von uns hat sie schon einmal, in der einen oder anderen Weise, angewendet.

Die Große Frage #1

»Auf welche Frage hätten Sie gern eine Antwort?« Diese Frage stellen wir in der neuen Ausgabe HOHE LUFT (04/2016) sieben bekannten klugen Köpfen. Sie bildet den Auftakt für die neue Rubrik »Die Große Frage«, die ab sofort regelmäßig in HOHE LUFT erscheinen wird. Vom Physiker über den Stardirigenten bis hin zur Rapperin haben wir die verschiedensten Persönlichkeiten ausgewählt, denn wir sind der Ansicht: Große Fragen zeichnen sich dadurch aus, dass jeder sie auf seine Weise beantwortet. »Warum wird Deutschland zunehmend rechtspopulistisch, islamophob und frauenfeindlich? Warum finden Parteien wie die AfD zunehmend Anhänger*innen in Deutschland?« – antwortet Reyhan Şahin aka »Lady Bitch Ray«. Alle Antworten gibt’s im neuen HOHE LUFT-Magazin, das ab 19. Mai im Handel und hier erhältlich ist. Auf welche Frage hätten Sie gern eine Antwort? Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!

HOHE LUFTpost – Politik und Emotionen

HOHE LUFTpost vom 18.03.2016: Politik und Emotionen Vergangenen Sonntag wurde in drei deutschen Bundesländern gewählt, in den USA tobt der Präsidentschaftswahlkampf – und diesseits und jenseits des Atlantiks sind es die Emotionen, die die Politik beherrschen. Die am Sonntag so erfolgreiche AfD hat bisher nicht einmal ein Parteiprogramm. Der US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump scheint auf einer Welle der Sympathie zu schwimmen, aber klare politische Positionen sind bei ihm nicht erkennbar. Angesichts all der Wut, Angst und Empörung, all des Trotzes und Entsetzens kann man schon mal die Sehnsucht nach mehr Sachlichkeit erwachen. Zurück zur Sache also? So einfach ist es nicht. Emotionen haben ihren Platz in der Politik. In der Titelgeschichte der aktuellen HOHEN LUFT argumentieren wir dafür, dass komplexe Entscheidungen stets mit dem Kopf, dem Bauch und dem Herzen getroffen werden. Mit purer Ratio kommt man nicht weit, auch nicht in der Politik. Eine emotionslose Politik wäre Technokratie. Erst Emotionen machen einen Politiker glaubwürdig. Eindrucksvolles Beispiel: Willy Brandts Kniefall 1970 in Warschau. Wo aber Emotionen nur als taktisches Instrument eingesetzt werden, um einen Mangel an …

Höcke und Heidegger

Björn Höcke erscheint gern als Politiker, der alles im Griff hat, der sich seiner strategischen Einsätze voll bewusst ist. Auf seine Wortwahl – „1000 Jahre Deutschland“ – angesprochen, erläutert er der Reporterin abgeklärt: „Der Politiker muss natürlich manchmal überspitzen, gerade wenn es um Demonstrationsreden geht.“ Der AfD-Politiker will als Stratege erscheinen, der seine Gegner intellektuell in die Tasche steckt.