Schornsteinfeger, Glücksschweine, vierblättrige Kleeblätter – an Silvester haben Glücksbringer und abergläubische Rituale Hochkonjunktur. Wir verschenken Symbole des Glücks und erhoffen uns beim Bleigießen, Kaffeesatzlesen und Kartenlegen möglichst positive Hinweise auf die Zukunft. Werden wir im neuen Jahr Erfolg im Beruf haben? Endlich im Lotto gewinnen? Uns verlieben?
Den Rest des Jahres belächeln wir abergläubische Handlungen freilich oft genug. Das ist doch alles nur Humbug, naturwissenschaftlich nicht erklärbar, bestenfalls ein Placebo für die Seele und schlimmstenfalls Geldnepperei. Der schottische Philosoph David Hume war der Ansicht, Aberglaube sei nur mithilfe der Philosophie zu vertreiben. Brauchen wir also intensivere Auseinandersetzungen mit philosophischem Gedankengut, um Esoterik und Okkultismus Einhalt zu gebieten?
Aberglaube ist das „Überbleibsel einer veralteten Wissenschaft, die einmal aktuell und anerkannt war, zum Beispiel die Alchemie, Astrologie oder Volksmedizin. Auch die Philosophie und Kosmologie, wie sie etwa der Gelehrte Pythagoras vertrat, taucht als abgebröckeltes und in seiner Bedeutung gewandeltes Einzelwissen wieder auf.“ (Susanne Tölke, Bayern 2) Im Aberglaube erkennen wir in letzten Resten, wie die Menschen früherer Gesellschaften die Welt erlebt und gedeutet haben. Es macht also durchaus Sinn, sich mit diesen alten Bräuchen zu befassen.
Der Talisman und die Karten sollen Sicherheit geben. Die Zahl 13 bringt Unglück. Wenn ein Spiegel zerbricht, bedeutet das Pech. Mit diesen simplen Regeln lässt sich die Welt leicht erklären, wird sie überschaubar und verständlich. Darum ist der Aberglaube keineswegs aus unserer Gesellschaft verschwunden, sondern nimmt vielmehr zu. Das Bedürfnis, sich in einer immer unübersichtlicher erscheinenden Welt an etwas festzuhalten, scheint enorm groß zu sein, gerade am Jahreswechsel, wenn wir in eine Zukunft voller Ungewissheiten blicken.
Und weil es bei uns in den letzten Wochen so oft um Blödsinn ging, haben wir für Sie zum Jahresabschluss noch mal etwas richtig Blödsinniges: virtuelles Bleigießen. Viel Spaß dabei!
Das HOHE LUFT-Team wünscht Ihnen allen einen guten Rutsch und ein schönes, erfüllendes Jahr 2013.
– Katharina Burkhardt
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