Alle Artikel mit dem Schlagwort: Robert Habeck

Die Freiheit des Müssens

Das Leben als To-do-Liste: Wir sind freier als je zuvor , und doch »müssen« wir immer mehr. Aber was heißt das für unsere Vorstellung von Selbstbestimmung? Ein Argument für einen zeitgemäßen Autonomiebegriff. Text: Thomas Vašek  Müssen Sie morgen früh wirklich aufstehen? Warum bleiben Sie nicht einfach im Bett? Und warum tun wir alle nicht überhaupt nur das, was uns gefällt? Zur Arbeit gehen, Rechnungen bezahlen, die Steuererklärung machen, Behördengänge erledigen, Verwandte besuchen oder einfach nur E-Mails beantworten: Das Leben ist eine einzige To-do-Liste – überall nur Pflichten, Zwänge, Normen und Gebote. Ständig stellt jemand Ansprüche an uns. Ständig »müssen« wir irgendwas tun. Aber was müssen wir wirklich? Warum müssen wir? Müssen wir überhaupt irgendwas? Wahrscheinlich fallen Ihnen sofort viele Dinge ein, die Sie unbedingt tun »müssen« – und zwar womöglich heute noch. Vielleicht müssen Sie einen Anruf tätigen, einkaufen gehen oder auch nur die Blumen gießen. Nichts davon müssen Sie natürlich im eigentlichen Sinn. Etwas tun zu müssen, heißt ja streng genommen, dass es das Einzige ist, was man überhaupt tun kann – dass es …

Die politischen Akteure 2019 – eine kleine Typologie

DER JUNGMANAGER besticht durch seine algorithmische Perfektion und Reinheit. Sein Denken ist so glatt wie seine Haut. Er ersetzt Ideologie mit Empathie, Wut mit Geduld. Gleich einem selbstlernenden System findet er Lösungen für jedes Problem. Prototyp des Jungmanagers ist Sebastian Kurz, der den Systemfehler »Strache« durch die allseits anschlussfähige Rhetorik der Sanftheit beseitigte. Spontan wirkt das inhaltsfreie Programm des Jungmanagers höchst sympathisch. Seine wahren Absichten und sein Haltbarkeitsdatum sind (noch) hinter der glänzenden Oberfläche verborgen. DER BÄR strahlt eine behagliche pelzige Wärme aus, welche die authentische Atmosphäre guter alter Zeiten evoziert. Seine Autorität speist sich aus einer unaufdringlichen Attraktivität, wie sie paradigmatisch von Robert Habeck repräsentiert wird. Diese Augen, dieses Lächeln! Ein Mensch, der sich vor den menschenverachtenden Effekten von Twitter fürchtet, kann nicht lügen. Er verspricht vielmehr eine neue Übersichtlichkeit. Er krempelt die Ärmel hoch und karrt selbst die Erde an, mit der die Kluft zwischen traditioneller Poli‑ tik und globalem digitalen Chaos zugeschüttet werden soll. DIE SUPERINTELLIGENZ operiert anders als die elegante Polit- und PR-Maschine des Jungmanagers, anders auch als der warme Bär …