Alle Artikel mit dem Schlagwort: Rätsel

Der Patriarch

Unsterblich macht man sich in seinen Nachkommen – und so gesehen wurde unserem heute gesuchten Philosophen das ewige Leben zuteil. Er gründete eine Familie, die unzählige berühmte Sprosse hervorbrachte: Naturwissenschaftler, Politiker, Schriftsteller, Komponisten und Bankiers. Preise, Bankhäuser und Forschungsinstitute bekamen seinen Familiennamen. Unsterblich schön war er jedoch nicht, er hatte einen verkrümmten Rücken und neigte zum Stottern – und er selbst wurde gerade mal 56 Jahre alt. Diese Zeit wusste er allerdings gut zu nutzen. Er war einer der großen Denker der Aufklärung und begründete deren Ausläufer in der jüdischen Philosophie. Er machte sich um die Aussöhnung zwischen Juden und Christen verdient, womit er einem großen Dichter den Stoff für ein Drama lieferte, das noch heute auf den Lehrplänen der Schulen steht – auch eine Art der Unsterblichkeit. Welcher Philosoph ist gemeint? – Tobias Hürter-

Die Weite des Geistes in der Enge des Gefängnisses

Was für ein Projekt: das gesamte Weltwissen in einem einzigen Werk sammeln. Heute versucht es die Wikipedia mit hunderttausenden Mitarbeitern. Damals wagte es eine kleine Gruppe von Gelehrten, scheiterte wiederholt – bis ein junger Handwerkerssohn, abgefallener Geistlicher, Kunstliebhaber und Playboy das Projekt in die Hand nahm. 19 Jahre lang arbeitete er daran, dann war das 18000-seitige Werk vollendet. Doch die Welt dankte es ihm nicht. Die Regierung verbrannte sein wichtigstes philosophisches Werk, steckte ihn gar ins Gefängnis. Vielleicht war es ein kleiner Trost, dass der damals bedeutendste Philosoph des Landes ihn regelmäßig besuchte. Wer war es? – Tobias Hürter VERANSTALTUNGSHINWEIS: Im Jahr seines 300. Geburtstags wollen die Gesellschaft für kritische Philosophie Nürnberg (GKPN) und die Humanistische Akademie Bayern (HABy) Denis Diderots Leben, Werk und Wirkung im Rahmen eines gemeinsamen Symposiums kritisch würdigen. Das Symposium mit Vorträgen und Podiumsdiskussion renommierter Fachleute richtet sich an alle Interessierten mit und ohne philosophische Fachbildung und bietet den Teilnehmenden auch Gelegenheit, selbst Diskussionsbeiträge zu äußern und Fragen zu stellen. 16.11.2013  Diderot-Symposium Nürnberger Akademie Gewerbemuseumsplatz 2 Marmorsaal, 2.OG 90403 Nürnberg 10.00-18.00

Der Eigensinnige – philosophisches Rätsel

Als ein Philosoph vor ein paar Jahren einen Vortrag auf einer Konferenz hielt, kam ein anderer auf allen Vieren zum Rednerpult gekrochen, schnappte sich ein paar Blätter Papier von dort und kroch von dannen: der Vorredner, der sein Manuskript liegengelassen hatte. Es sollte unauffällig sein, aber natürlich war es das genaue Gegenteil davon. Jener, der da kroch, war nicht irgendwer. Eine Umfrage unter Philosophen ergab vor ein paar Jahren, dass er zu den zehn wichtigsten Philosophen der letzten 200 Jahre zählt, noch vor Friedrich Nietzsche und Karl Marx. Seinen überragenden Ruf verdankt er seinen Leistungen auf dem Gebiet der philosophischen Logik. Zum Beispiel zeigte er, dass eine Sprache ohne Widersprüche ihr eigenes Wahrheitsprädikat enthalten kann – das hatten Philosophen bis dahin für unmöglich gehalten. Berühmt ist vor allem seine Theorie der Eigennamen, laut der Eigennamen (»die Venus«) grundlegend anders funktionieren als beschreibende sprachliche Ausdrücke (»der Abendstern«). Dass er zu Großem geboren ist, zeichnete sich schon früh ab. Er galt als Wunderkind, brachte sich schon als Kleinkind fremde Sprachen bei und lernte Theaterstücke auswendig. Als Schüler half er der Luftwaffe beim Lösen …

Der Verkannte

Es ist so ungerecht: Heute gilt er als größter Philosoph seiner Nation – die an großen Denkern wahrlich nicht arm ist. Doch zu seinen Lebzeiten nahm kaum jemand ihn als Philosophen wahr. Tatsächlich war er es nur im Nebenjob, ausgebildet und lange Zeit angestellt war er als Naturwissenschaftler. Und auch darin war er nicht schlecht, so schlug er eine Neudefinition der Längeneinheit Meter vor, die ein Jahrhundert später tatsächlich gültig wurde. Doch seine wahre Leidenschaft galt der Philosophie, vor allem der Sprachphilosophie, und er ging sie ganz im Geist der Naturwissenschaft an. In seinen Augen bemisst sich der Wert philosophischer Theorien an ihren beobachtbaren Konsequenzen. Seine akademische Karriere stand unter keinem guten Stern. Er verlor seine Stelle als Hochschullehrer, als ein Kollege ihn beobachtete, als er mit einer Frau unterwegs war, mit der er nicht verheiratet war. Der Kollege denunzierte ihn. Er sollte niemals eine neue Universitätsstelle finden und starb schließlich in Armut. Wer war es?

Wer erkennt den Philosophen?

Welcher Philosoph wird beschrieben? Erkennen Sie ihn? Viel Spaß beim Raten! Wenn Eminenzen wie Thomas von Aquin, Spinoza, Leibniz und Newton Kommentare zu den Schriften eines Philosophen verfassen, dann muss es ein ganz großer sein. Tatsächlich dürfte er in seiner Epoche der größte seiner Religion gewesen sein. Es war eine Epoche, in der man nicht zweifelte, sondern glaubte, und so ist es erstaunlich, dass sein Hauptwerk ein Ratgeber für religiöse Zögerer ist. Darin zeigt sich, dass er in seinen Gedankengängen seiner Zeit um Jahrhunderte voraus war: Er versuchte, den Glauben mit der Vernunft zu vereinbaren. So argumentierte er gegen das damals vorherrschende anthropomorphe Gottesbild. Wenn in der Heiligen Schrift die Rede davon sei, dass ein Prophet Gott gesehen hat, dann sei sehen mit dem Verstand gemeint, nicht sehen mit dem Auge. Doch er beschäftigte sich auch mit ganz praktischen Dingen, vor allem mit Medizin. Eine seiner Abhandlungen befasst sich mit Hämorrhoiden, eine andere mit dem Beischlaf. Er selbst brachte immerhin einen Sohn zustande, der wie sein Vater ein hervorragender Mediziner wurde. – Tobias Hürter

Wer erkennt den Philosophen?

Zukünftig veröffentlichen wir hier in loser Folge kleine Rätsel. Welcher Philosoph wird beschrieben? Erkennen Sie ihn? Viel Spaß beim Raten! Wer eine Party schmeißt, hat einiges zu bedenken. Wenn er Mathematiker ist, könnte er sich darüber den Kopf zerbrechen: Wie viele Leute muss ich einladen, um sicherzustellen, dass entweder m von ihnen sich alle untereinander kennen, oder n von ihnen sich alle untereinander nicht kennen? Eine einfache Frage, aber die Antwort ist selbst den besten Mathematikern bis heute ein Rätsel. Es war ein junger Mathematiker, der um das Jahr 1920 diese Frage stellte. Daraus entwickelte sich ein eigenes Gebiet der kombinatorischen Mathematik. Dieser Mathematiker darf als eines der größten Genies der letzten Jahrhunderte gelten. Schon in jungen Jahren machte er bedeutende Beiträge zur Wahrscheinlichkeitstheorie, Logik und Philosophie. Er begründete die Theorie, dass der Begriff der Wahrheit eigentlich überflüssig ist: Zu behaupten, dass eine Aussage P wahr ist, bedeutet nicht mehr, als einfach P zu behaupten. Mit 26 Jahren wurde er Doktorvater eines der größten Philosophen aller Zeiten. Kurz darauf starb er an Leberversagen. Welch ein …

Des Rätsels Lösung

Unser Rätsel war diesmal besonders knifflig. Wir haben zahlreiche Antworten erhalten, aber nur eine einzige war richtig. Herzlichen Glückwunsch an den Gewinner, den wir bereits informiert haben! Danke auch allen anderen Teilnehmern, die so viel Spaß am Denken hatten. Hier noch einmal die Frage: Lassen wir Achilles auf einem langen Gummiband laufen! Er schafft 250 Meter pro Minute. Das Band ist anfangs 25 Kilometer lang. Aber am Ende jeder Minute dehnt es sich plötzlich um weitere 25 Kilometer. Achilles, der unermüdliche Held, rennt weiter und weiter. Wird er je das andere Ende des Bands erreichen? Die Lösung lautet: Ja! Aber er muss verdammt lange rennen. Am Ende der ersten Minute hat Achilles 1/100 des Gummibands geschafft. Am Ende der zweiten Minute 1/100 + 1/200. Allgemein nach n Minuten: 1/100 × (1/1 + 1/2 + … + 1/n). Der Ausdruck in Klammern ist die sogenannte harmonische Reihe, die beliebig groß wird – allerdings sehr langsam. Sobald er die Größe 100 erreicht, ist Achilles am anderen Ende des Bandes angelangt. Dafür brauchen die harmonische Reihe und Achilles …

Achilles, die Schildkröte und ein Gummiband

  Eines der ältesten philosophischen Rätsel ist das Paradox von Zenon: Achilles, der schnellste Läufer der griechischen Mythen, läuft einer Schildkröte hinterher, um sie einzuholen. Aber wenn er dort ankommt, wo die Schildkröte zu Anfang war, ist die Schildkröte schon ein Stückchen weiter gekrochen, das Achilles auch noch einholen muss. Wenn er dieses Stückchen zurückgelegt hat, ist die Schildkröte schon wieder etwas weiter. Und so geht es ewig weiter, behauptete Zenon. Achilles holt die Schildkröte niemals ein. Zenons verwegene Folgerung: Bewegung ist grundsätzlich unmöglich. Heute sehen wir das entspannter. Spätestens Newtons Infinitesimalrechnung hat Zenons Paradox aufgelöst. Bewegung vollzieht sich nicht abschnittsweise, wie Zenon sie beschrieb, sondern kontinuierlich. Aber hier ist eine Variante von Zenons Paradox, die auch mit Newton im Rücken nicht so leicht zu knacken ist: Lassen wir Achilles auf einem langen Gummiband laufen! Er schafft 250 Meter pro Minute. Das Band ist anfangs 25 Kilometer lang. Aber am Ende jeder Minute dehnt es sich plötzlich um weitere 25 Kilometer. Achilles, der unermüdliche Held, rennt weiter und weiter. Wird er je das andere Ende …