Als ein Philosoph vor ein paar Jahren einen Vortrag auf einer Konferenz hielt, kam ein anderer auf allen Vieren zum Rednerpult gekrochen, schnappte sich ein paar Blätter Papier von dort und kroch von dannen: der Vorredner, der sein Manuskript liegengelassen hatte. Es sollte unauffällig sein, aber natürlich war es das genaue Gegenteil davon.
Jener, der da kroch, war nicht irgendwer. Eine Umfrage unter Philosophen ergab vor ein paar Jahren, dass er zu den zehn wichtigsten Philosophen der letzten 200 Jahre zählt, noch vor Friedrich Nietzsche und Karl Marx. Seinen überragenden Ruf verdankt er seinen Leistungen auf dem Gebiet der philosophischen Logik. Zum Beispiel zeigte er, dass eine Sprache ohne Widersprüche ihr eigenes Wahrheitsprädikat enthalten kann – das hatten Philosophen bis dahin für unmöglich gehalten. Berühmt ist vor allem seine Theorie der Eigennamen, laut der Eigennamen (»die Venus«) grundlegend anders funktionieren als beschreibende sprachliche Ausdrücke (»der Abendstern«).
Dass er zu Großem geboren ist, zeichnete sich schon früh ab. Er galt als Wunderkind, brachte sich schon als Kleinkind fremde Sprachen bei und lernte Theaterstücke auswendig. Als Schüler half er der Luftwaffe beim Lösen eines mathematischen Problems. »War nicht sehr schwierig«, sagte er später. Wer war es?
– Tobias Hürter –
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