Alle Artikel mit dem Schlagwort: Entscheiden

Kopf hoch! Unsere Ausgabe 4/20 ist da

Corona und erst einmal kein Ende in Sicht. Oder glauben Sie, dass wir in naher Zukunft zur einstigen Normalität zurückkehren? Und wenn nicht, muss das schlecht sein? Vielleicht könnte uns eine künftige Unnormalität viel Gutes nicht nur in technologischer Hinsicht, sondern auch in Sachen Menschlichkeit bescheren: In unserem Titelessay fragt Chefredakteur Thomas Vašek, wie wir aus der Sorge um unsere Zukunft eine Sorge füreinander schöpfen können. Im großen Interview spricht die israelische Soziologin Eva Illouz über Wahrheit, über ihre Rolle als öffentliche Intellektuelle und darüber, dass Soziologie für sie untrennbar mit philosophischer Reflexion verbunden sein muss. Reflexion beginnt mit Offenheit und Verstehen. Wie wir lernen zu verstehen und was das für die Entwicklung künstlicher Intelligenz bedeutet, erklärt der auf KI spezialisierte Kognitionswissenschaftler Samer Schaat. Das Verstehen und Deuten von Sinnzusammenhängen ist seit je das Ziel der Hermeneutik, die Tobias Hürter in einem Essay erklärt. Vollkommen verständnislos dagegen stehen viele immer noch neuen Schreibweisen wie »LehrerInnen«, »Profx.« oder »Bürger*innen« gegenüber. Eine hilfreiche Einordnung zum Gendern, die die wichtigsten Argumente einemal aufdröselt, gibt Maja Beckers. Weitere Themen: …

Der Sinn des Fliegens in der Dämmerung

Fast genau vor 200 Jahren hat Hegel die berühmten Worte über die Philosophie notiert, nach der „die Eule der Minerva […] erst mit der einbrechenden Dämmerung ihren Flug“ beginnt, denn die Vorrede zu den „Grundlinien der Philosophie des Rechts“ wurde im Mai 1820 geschrieben. Seitdem ich diesen Satz, der zum Sprichwort geworden ist, zum ersten Mal gelesen habe, frage ich mich: warum fliegt die Eule dann überhaupt noch los? Warum bleibt sie nicht sitzen? Natürlich war Hegel kein Ornithologe sondern Philosoph, die Gründe, die die Eule hat, in der Dämmerung zu fliegen, waren ihm wahrscheinlich egal. Was er ja sagen wollte: Die Philosophie findet erst zu ihrer Sprache, wenn die Ereignisse, die die Menschen aufwühlen und umhertreiben, schon wieder der Ruhe der Müdigkeit gewichen sind. Die Philosophie kommt mit ihrem Nachdenken immer zu spät, und was sie dann vielleicht herausfindet, interessiert am nächsten, neuen Tag niemanden mehr. Vielleicht auch: die Philosophie redet, wenn niemand zuhört, weil alles schläft. Zweierlei kann man sich nun fragen: erstens: Ist das wirklich so? Warum sollte die Philosophie nicht in …