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HOHE LUFTpost – Männlein, Weiblein und Olympia

HOHE LUFTpost vom 01. Juli 2016: Männlein, Weiblein und Olympia

Es gibt Männer, es gibt Frauen, und es gibt Philosophen, die bestreiten, dass es Männer und Frauen gibt. Ein Axiom der rege diskutierten »Gender Theory« ist, dass die Geschlechter nur soziale Konstrukte sind. Männlichkeit und Weiblichkeit seien nicht naturgegeben, sondern Ideale einer Kultur.
Mag sein, dass die Gender-Debatte zu großen Teilen in die Kategorie »philosophische Probleme, die sonst niemand hätte« fällt. Für das Internationale Olympische Komitee jedoch ist die Geschlechterdifferenz eine drängende praktische Frage. Im Sport gibt es seit jeher eine strikte Geschlechtertrennung. Es muss klar sein, wer in Frauenwettbewerben und in Männerwettbewerben starten darf. Bis in die 1960er Jahre mussten die weiblichen Athleten nackt vor die Offiziellen treten, um ihre Weiblichkeit zu beweisen. Diese demütigende Prozedur ist heute glücklicherweise passé. Inzwischen hat sogar das IOC akzeptiert, dass das Geschlecht nicht nur eine Frage der primären Geschlechtsmerkmale ist. Vor ein paar Monaten hat es neue Richtlinien beschlossen, laut denen transsexuelle Athleten die Wettbewerbskategorie wechseln können, ohne den Übergang auch chirurgisch zu vollziehen. Wer früher Frau war, darf als Mann ohne weiteres in Männerwettbewerben starten. Wer hingegen Mann war, darf nur dann bei den Frauen starten, wenn sein Testosteron-Spiegel dauerhaft unter einem Grenzwert liegt. Eine Asymmetrie also. Testosteron ist der Hauptgrund für die größere körperliche Leistungsfähigkeit von Männern. Dieser Unterschied ist nicht wegzuphilosophieren. Die neuen Richtlinien des IOC zeigen, dass die Gender Theory ganz handfeste Auswirkungen hat. Sie zeigen aber auch die Beschränkungen dieser Theorie.

– Tobias Hürter

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