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HOHE LUFTpost – Bedrohung, die Zweite

HOHE LUFTpost vom 01.04.2016: Bedrohung, die Zweite

Auf die letzte HOHE LUFTpost, die von Terrorismus, abstrakter und konkreter Bedrohung handelte, schrieb mir eine Leserin aus Frankreich. Dort sei von Bedrohung nichts zu spüren: »Alltag, Gewöhnung, Feiern«. Wenig überraschend kam die Rede auf die »German Angst«, die in Deutschland verbreitete Neigung, die eigene Angst zu kultivieren: nicht nur vor Terrorismus, sondern auch vor Infektionskrankheiten, saurem Regen, Radioaktivität, Zuwanderung und vielem anderen. So etwas endet leicht in Vorurteilen und Allgemeinplätzen.
“Die typisch deutsche” Ängstlichkeit gibt es sicherlich nicht. Aber es gibt bestimmte Muster, und es gibt klügeren und weniger klugen Umgang mit Angst. Dabei kann man von Menschen lernen, für die Angst zum Alltag gehört, Feuerwehrleute zum Beispiel, oder Kletterer. »Es ist OK, Angst zu haben«, sagte mir mal einer, der viel Erfahrung mit Angst hat, »aber es ist nicht OK, wenn die Angst dich hat.« Dass viele Franzosen nach dem Schrecken von Paris ganz unverdrossen weiterleben, bedeutet nicht unbedingt, dass sie weniger Angst haben, sondern nur, dass sie anders damit umgehen – vielleicht ähnlich wie die Bewohner Londons, die die Anschläge der IRA in den 1970er, 80er und 90er Jahren mit legendärem Gleichmut nahmen. Wenn man dem »Terrorismus« den »Terror« nimmt, bleibt nicht mehr viel übrig.

– Tobias Hürter

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