HOHE LUFTpost vom 21.08.2015: Prostitution
Deutschland hat ein ziemlich freizügiges Prostitutionsgesetz. Seit Jahren wird über eine Novellierung diskutiert. Die große Koalition hat sich das 2013 ausdrücklich vorgenommen. Doch geschehen ist bisher nichts.
Besonders von Frauenrechtlerinnen und -rechtlern kommt immer wieder die Forderung nach einem generellen Prostitutionsverbot. Verständlich angesichts der traurigen Wirklichkeit der Prostitution mit all ihrem Zwang und ihrer Ausbeutung. Doch solch ein Verbot ist auch fragwürdig. Das Sexualleben eines Menschen gehört zu seinem privatesten Bereich. Prinzipiell soll jeder ins Bett gehen dürfen mit wem er will und warum er will, solange dabei mündige Menschen einvernehmlich handeln. Wenn es für Geld ist, dann ist es ihre Sache.
Nun gibt es den Einwand, dass es einen Menschen zum Objekt degradiert, wenn man ihm so etwas Intimes wie Sex abkauft. Doch diesen Einwand kann ich nicht gelten lassen. Schriftsteller verkaufen ihre intimen Gedanken. Therapeuten verdingen sich als Freund. Und so gut wie niemand will ihre Arbeit verboten sehen.
Nein, ich kenne kein wirklich gutes prinzipielles Argument für ein Prostitutionsverbot. Aber ein praktisches: Die real existierende Prostitution ist in vielen Fällen Sklaverei. Wenn es praktisch nicht möglich sein sollte, die “zulässige” Prostitution von diesen schlimmen Formen zu trennen, kann ein Verbot gerechtfertigt sein.
– Tobias Hürter
2 Kommentare