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Die letzte Bastion der Wahrheit?

Stellt uneingeschränkte Emotionalität absolute Authentizität sicher? Ist jedes Gefühl zulässig? – Und haben wir überhaupt Kontrolle über das, was wir fühlen?

Diesen und weiteren Fragen gingen Philosophin Dr. Heidemarie Bennent-Vahle und HOHE LUFT-Chefredakteur Thomas Vašek am 06.11. im Rahmen von HOHE LUFT_live in der modern life school nach. Anwesend waren zudem auch die 5 Gewinner unseres Schreibwettbewerbs zum Thema Gerechtigkeit. Als Einstimmung auf den gefühlvollen Part des Abends lasen sie auszugsweise aus ihren Gewinneressays vor, die online nachgelesen werden können. Die besten drei Texte veröffentlichen wir außerdem in der nächsten Ausgabe von HOHE LUFT, die am 21.11. erscheint.

In Anlehnung an Bennent-Vahles neu erschienenes Buch „Mit Gefühl denken“ galt es erst einmal zu klären, ob Denken ohne Gefühl überhaupt möglich ist. Die Autorin und HOHE LUFT-Chefredakteur Vašek waren sich schnell einig: Es ist nicht nur nicht möglich, es ist auch gar nicht ratsam. Gefühle geben Werturteile ab – sie können niemals falsch im eigentlichen Sinne sein. Zudem belegen Studien aus der Hirnforschung, dass wir ohne Emotionen gar keine Entscheidungen treffen können. Was also kann falsch an einer uneingeschränkten Emotionalität sein, wenn Gefühle an sich schon nicht falsch im Sinne einer Unwahrhaftigkeit sein können? Sie können, so Vašek, unangemessen sein. Ein Beispiel: Empfinden wir grundlos Wut, so ist unser Wut-Gefühl zwar eine Tatsache – es ist nicht falsch, aber es kann unangebracht sein, dem Gefühl Ausdruck zu verleihen. Vašek folgert, dass auch Gefühle eines rationalen Gehalts bedürfen: Wir brauchen Gründe, um sie rechtfertigen zu können. Auch Bennent-Vahle spricht sich gegen eine Glorifizierung der Gefühle aus: „Emotionen werden oft als letzte Bastion der Wahrheit gepriesen – das ist jedoch hochproblematisch“.
Wir sind letztlich, so Bennent-Vahle, nicht nur fühlende, sondern auch denkende Wesen. Wir sind eben Beides: Emotion und Verstand. Um Kopf und Herz in Einklang bringen zu können, bedarf es etwas, für das Bennent-Vahle den Begriff der Angemessenheitsprüfung geschaffen hat. Diese stellt sicher, dass wir unsere Gefühle mit unserem Verstand abgleichen, sodass wir sie vertreten und uns mit ihnen identifizieren können. Nicht zuletzt drückt das auch Wertschätzung gegenüber unserem Umfeld aus: Eine sorgsame Prüfung unserer Emotionen berücksichtigt nämlich auch die Interessen der unmittelbaren Mitmenschen. Und das ist, so befanden zumindest unsere Gewinner, nicht nur angebracht, sondern auch gerecht.

– Christina Geyer

gewinner

 

 

 

Die Gewinner des HOHE LUFT-Schreibwettbewerbs: Florian Dobmeier, Svenja Wiertz, Gabor Stefan,
Felix Arend und Sebastian Richter (von links)
 
 
 
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                                 Felix Arend beim Verlesen seines Gewinneressays „Was ermöglicht Gerechtigkeit?“ 

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Gewinnerin Svenja Wiertz im Gespräch mit HOHE LUFT-Chefredakteur Thomas Vašek
 

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