»Siebenmaliger Gewinner der Tour de France«, das war praktisch der zweite Vorname von Lance Armstrong. Jetzt ist er alle sieben Titel los. Alle Indizien sprechen dafür, dass er nicht nur selbst massiv gedopt hat, sondern auch seine Teamkameraden dazu gezwungen hat. Armstrong steht nun ohne sein Lebenswerk da. Ist das gerecht?
Nein, meint der rumänisch-australische Philosoph Julian Savulescu. Er sieht Armstrong als Opfer einer Willkürmoral, die Doping zu unrecht verdamme. Savulescu bezweifelt also nicht, dass Armstrong sich chemisch beschleunigt hat. Jedoch bestreitet er, dass das unmoralisch ist. Zur Begründung erzählt er eine Fabel von einem Kurierfahrer namens Prance Legstrong. Das Wesen des Kurierfahrens sei es, Päckchen möglichst schnell von A nach B zu bringen. Das kann er locker mit einer Geschwindigkeit von 100 km/h. Wenn der Staat das Tempolimit auf 50 km/h setzt, weil das zu Zeiten der Pferdekutschen adäquat war, dann sind nicht Legstrongs Verkehrsdelikte das Problem, sondern das veraltete Tempolimit.
Ganz genauso sei es im Fall Armstrong, meint Savulescu. Das Wesen des Radsports sei es, schnell zu fahren. Ein Dopingverbot – sprich: Tempolimit – sei ein Relikt aus alter Zeit.
Ich sehe das anders. Das Wesen des Radsports ist nicht, mit allen Mitteln möglichst schnell zu fahren. Sondern mit fairen Mitteln. Weder mit Epo noch mit Hilfsmotor. Was ein faires Mittel ist, das ist nicht leicht zu sagen. Die Sportverbände mühen sich damit, sie eiern herum dabei, begehen Fehler und Halbherzigkeiten. Aber sie mühen sich zurecht. Es war kein Willkürakt, Armstrong die Titel zu entziehen, sondern ein Akt für einen faireren Sport.
Und wie sehen Sie das?
– Tobias Hürter (ist Radrennen gefahren und hat Epo genommen – ohne zeitliche Überschneidung)
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