Die neunjährige Sarah sagt auf dem Weg zum Reiten aus heiterem Himmel: „Manchmal stelle ich mir vor, wie ich sterbe und dabei merke, dass mein ganzes Leben gar nicht echt war, sondern nur ein Traum.“
Das ist typisch für Kinder: Tiefsinnige Gedanken in Momenten zu äußern, in denen wir Erwachsenen nicht damit rechnen. Die Vorfreude auf die nächste Reitstunde schließt philosophische Fragen nicht aus, ja, vielleicht fördert sie diese sogar. Was, wenn die tollen Erlebnisse auf dem Ponyhof gar nicht real sind? Wenn sie vielleicht zu schön sind, um wahr zu sein?
Kinder erleben die Welt unmittelbar. Sie sind noch frei in ihrem Denken und stellen Fragen, die Erwachsene oft nicht mehr stellen. „Warum ist ein Hund ein Hund?“ „Warum geht jeden Morgen die Sonne auf?“ „Was passiert eigentlich, wenn wir schlafen?“ Wenn wir diese Fragen ernst nehmen und uns darauf einlassen, befinden wir uns ganz schnell mittendrin in philosophischen Gesprächen mit Kindern.
„Philosophieren steigert das Selbstwertgefühl der Kinder. Es wird ihnen bewusst, dass ihre Gedanken wertvoll sind“, sagt Hans-Joachim Müller, Mitglied der Gesellschaft zur Förderung des Philosophierens mit Kindern. Beim Philosophieren setzen Kinder sich mit der Welt und sich selbst auseinander. Bei der „Akademie Kinder philosophieren“ heißt es dazu: „Sich philosophierend im Leben zu orientieren erfordert den Mut selbst zu denken, Selbstverständliches zu hinterfragen und für seine Überzeugungen und sein Handeln einzustehen.“ Vom Mut der Kinder, eigenständig zu denken und Alltägliches zu hinterfragen, können auch wir Erwachsenen profitieren.
Sarah kam übrigens zu dem Schluss, dass sie es nicht gut fände, wenn ihr Leben nur ein Traum wäre: „Nachher wache ich auf und stelle fest, dass ich in meinem eigentlichen Leben total blöde Eltern habe. Das will ich aber nicht.“
Mehr zum Thema im Deutschlandradio in der Sendung „Lebenszeit“.
– Katharina Burkhardt