Alle Artikel mit dem Schlagwort: Opfer

Der Fluch der Potenz

Bis vor kurzem schien die Welt in bester patriarchaler Ordnung. Dann kam #MeToo. Eine sexistisch geführte Debatte gegen Sexismus, die die Menschheit in zwei Lager spaltete. Weibliche Opfer vs. Männliche Täter. Wer hat diese Rollenverteilung zu verantworten? Das Patriarchat, sagt die Feministin Margarete Stokowski. Der „totalitäre Feminismus“, findet der Feuilletonist Jens Jessen. Die Frauen selbst, meint die Philosophin Svenja Flaßpöhler, die mit ihrem aufklärerischen Appell zur Selbstermächtigung der „potenten Frau“ die Vernunft ins Spiel bringen möchte.

HOHE LUFTpost – Lochte, Lohfink und Opferglauben

HOHE LUFTpost vom 26.08.2016: Lochte, Lohfink und Opferglauben Der amerikanische Schwimmer Ryan Lochte und das deutsche Model Gina-Lisa Lohfink haben etwas gemeinsam: Beide haben sich als Opfer eines Verbrechens ausgegeben. Während der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro behauptete Lochte, er und drei Sportskameraden seien mit vorgehaltener Knarre ausgeraubt worden. Lohfink zieh zwei Männer, mit denen sie vor laufender Handy-Videokamera Sex hatte, der Vergewaltigung. Lochtes Geschichte wurde später sogar von seinen Kameraden bestritten. Lohfink wurde wegen falscher Verdächtigung vom Amtsgericht Tiergarten zu einer Geldstrafe verurteilt. Beide haben also offenbar gelogen – zumindest aus Sicht der Strafverfolgungsbehörden. Lohfinks Anwalt wollte das nicht einsehen und sagte, er mache sich nach diesem Urteil nun Sorgen um alle Frauen, die eine Vergewaltigung anzeigen wollten. Aber war es nicht eher seine Mandantin, die den ehrlichen Opfern von Straftaten geschadet hat? »Den Opfern glauben«, das ist ein oft wiederholter feministischer Slogan – und ein oft missverstandener. Er bedeutet nicht, dass wir jeden Quatsch, jede Lüge blindlings glauben sollen. Es bedeutet, dass wir mutmaßlichen Opfern von Verbrechen mit Wohlwollen und der Bereitschaft, ihre Geschichte zu …

Na logisch! Die Selbst-Viktimisierung

Kolumne von Daniel-Pascal Zorn über Logik, Rhetorik und Argumentationstheorie. Heute: Die Selbst-Viktimisierung In dieser Kolumne bespreche ich normalerweise argumentationslogische Fehlschlüsse, wie sie in der logischen Tradition bis heute überliefert werden. Dieses Mal möchte ich mich mit einer Strategie beschäftigen, die eine Besonderheit aufweist: Sie basiert zwar auf einem fehlschlüssigen Schema (mehr dazu unten). Aber genau dieses Schema sorgt dafür, dass diese Strategie nur sehr selten als problematisch erscheint. Sie wird dadurch zu einer der gebräuchlichsten Weisen, sich mit einem Fehlschluss ins Recht zu setzen – jeder von uns hat sie schon einmal, in der einen oder anderen Weise, angewendet.