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HOHE LUFTpost – Künstliche Intelligenz – und Weisheit

HOHE LUFTpost vom 23.10.15: Künstliche Intelligenz – und Weisheit Kinder übertreffen irgendwann ihre Eltern, und Computer ihre Erbauer – und dieser Moment scheint nah zu sein. In einem Ausmaß, das noch vor ein paar Jahren unvorstellbar war, übertrifft künstliche Intelligenz die menschliche. Längst nicht nur beim Schachspielen und Autofahren: Jetzt haben MIT-Forscher eine »Data Science Machine« entwickelt, die versteckte Muster in großen Datenmengen findet, besser als die besten menschlichen Spezialisten. Und wann kommt die künstliche Philosophie? Das dürfte noch eine Weile dauern. Schon Aristoteles stellte klar, dass Philosophie die Liebe zu sophia (Weisheit) ist, nicht zu episteme (Know-what) oder techne (Know-how). Weisheit ist mehr als Wissen. Man könnte sie in erster Näherung als »Wissen, um gut zu leben« charakterisieren. Sie umfasst deklaratives, performatives und ethisches Wissen. Philosophie schwebt also nicht über dem Wissen, das Wissenschaft, Technik und künstliche Intelligenz liefern, aber sie verbindet es mit geistigen Dimensionen, die darüber hinausgehen. Was macht einen weisen Menschen aus? Nicht so einfach zu sagen. Neben Wissen auch Erfahrung, ethische Intuition und »der große Blick«. Philosophische Computer? Unvorstellbar. Aus heutiger Sicht. – …

Ich übersetze, also denke ich

Ob Maschinen denken können, ist eine dieser Fragen, über die sich stundenlang mit Spaß diskutieren lässt, ohne weiterzukommen. Der britische Mathematiker Alan Turing schlug in den 1940er Jahren den berühmten, nach ihm benannten Test als Kriterium für denkende Maschinen vor: Eine Maschine kann denken, wenn sie sich in einem anonymisierten Dialog überzeugend als Mensch gerieren kann. Womit Turing allerdings nicht gerechnet hatte, ist die Gutgläubigkeit seiner Artgenossen. In Gesprächen neigen wir von vornherein dazu, das Gegenüber als Unseresgleichen zu betrachten. Das demonstrierte eindrucksvoll der amerikanische Informatiker Joseph Weizenbaum 1966 mit seinem simplen Programm Eliza, und das kann heute jeder im Internet am genial programmierten Cleverbot ausprobieren (www.cleverbot.com – siehe auch Hohe Luft, Seite 9). Beide sind definitiv nicht intelligent, tun aber im Gespräch überzeugend so. Deshalb hier ein Vorschlag für einen reformierten Turing-Test, der die Schwäche des alten Tests vermeidet: Eine Maschine kann denken, wenn sie Texte von einer natürlichen Sprache in die andere übersetzen kann. Um Texte zu übersetzen, muss man sie verstehen, und um sie zu verstehen, muss man denken können. Meine These …