HOHE LUFT
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»Vor jeder Unternehmung steht eine Idee«

Vom 18. – 19. September findet in Weil am Rhein der Kongress »Kreatives Unternehmertum« statt. Manuel Binninger ist Organisator des Kongresses und hat uns ein paar Fragen über das Verhältnis von Unternehmergeist, Kreativität und Veränderung beantwortet. 

Herr Binninger, was bedeutet Ihr Motto „Ich sehe was, was du nicht siehst?“

Manuel Binninger: Dieses Spiel kennt jeder von uns aus seiner Kindheit. Wir haben es als Motto gewählt, um ein erneutes Eintauchen in die kindliche Welt des Spinnens und Großdenkens auszudrücken. Um beim gestandenen Unternehmer dafür Aufmerksamkeit zu erwecken, erscheint es in der überspitzten Formulierung. Nach Dingen zu suchen, die andere noch nicht sehen, aber Potenzial zur Innovation in sich tragen – dieses Denken wollen wir heraus kitzeln, um bewusst die Scheuklappen der betrieblichen Routine, zumindest für die beiden Kongress-Tage, ablegen zu dürfen.

Was verstehen Sie unter Kreativität? Wieso ist sie wichtig?

Kreativität ist für mich nichts, was man fordern oder erschaffen kann. Man sollte sich eher fragen, was die Rahmenbedingungen sein können, unter denen Kreativität in Erscheinung tritt oder gar erst möglich wird. Eine Option sehe ich in der Erhöhung von Spannungen in etablierten Systemen. Daraus emergierende instabile Phasen in der Zwischenmenschlichkeit fordern einen Übergang in andere, neu entstehende Muster. In unserer heutigen dynamischen und komplexen Umwelt kann das ein Weg sein, sich mitzubewegen und neue Lösungen auf veränderte Bedingungen zu finden. Ich sehe hier Kreativität als eine Notwendigkeit, um Anpassungsfähigkeit zu ermöglichen, aber vor allem auch, um Neues entstehen zu lassen.

Was ist das Besondere am Unternehmertum gegenüber anderen Berufszweigen?

Wir sehen das Unternehmertum als einen elementaren Ursprung von sozialer Innovation. Den Mut, Verantwortung für das eigene Handeln und auch für das persönliche Umfeld zu übernehmen steht für mich an zentraler Stelle. Dabei würde ich das Unternehmertum nicht als Berufszweig, sondern als Denkweise bezeichnen, weshalb sich hier keine scharfe Trennlinie aufmacht. Vereint in der Motivation, etwas bewegen zu wollen. Wir müssen uns wieder trauen, mit Unsicherheit und Risiko umgehen zu wollen.

Wie hängen Kreativität und Unternehmertum zusammen?

Ich glaube, dass jede UnternehmerIn die eigene Kreativität zu nutzen weiß, da noch vor der Unternehmung eine Idee steht. Und auch in der Ausgestaltung, dem Durchsetzen und Umsetzen brauche ich das Vorstellungsvermögen, das meiner Vision Leben einhaucht.

Beim Schlagwort „Unternehmertum“ denkt man zunächst eher an strategische Gewinnmaximierung als an Weltverbesserung. Sie bezeichnen sich als „Überzeugungstäter“. Wie geht das zusammen?

In mir steckt ein Ideal des Unternehmertums, in dessen Mittelpunkt die persönliche Vision und Überzeugung eines Menschen steht, die mit Willenskraft zur Umsetzung gelangt. Ich sehe die Idee als treibende Kraft, nicht die Gewinnmaximierung. Würde es um letzteres gehen, gibt es heute einfachere Wege. Natürlich geht es dann schon auch darum, aus diesem Fluss heraus Gewinne zu erwirtschaften, sich selbst zu positionieren. Auch ich bin immer wieder erstaunt, mit welcher Vehemenz manche Unternehmer versuchen, auch ihr Umfeld zu einem kleinen Stückchen besserer Welt zu machen. Wir sind Überzeugungstäter dieser, vielleicht auch etwas naiven, Deutung des Unternehmertums, ja!

Was halten Sie von Friedrich Nietzsches Zitat „Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können“?

Ich denke dieses Zitat bildet ganz gut ab, was wir in unserer Initiative darstellen und was wir durchgemacht haben. Wir habe es geschafft, aus unserem Spinnen, aus unserem Chaos heraus, eine Idee zu generieren, die langsam aber sicher zum Strahlen kommt. Aber nur, so lange wir diese Spannungen zwischen Kreativität und deren Umsetzungsmöglichkeiten aufrecht erhalten, können wir unserem eigenen Zweck auch gerecht werden und andere darin unterstützen.

Für Tickets, Anmeldung und weitere Infos geht es hier lang. 

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