Alle Artikel mit dem Schlagwort: Foucault

Im Trainingslager des Lebens

Irgendwann trifft sie jeden – die Frage: Wie soll ich leben? Sie führt uns zur eigentlichen Aufgabe der Philosophie zurück: den Menschen beim Entwickeln einer praktischen Lebenskunst zu helfen. Text: Rebekka Reinhard Die Frage, wie man leben soll, damit die eigene Existenz Sinn hat, überfällt einen ohne Vorwarnung in der Spätpubertät – und lässt einen erstmals erkennen, dass Leben Selbstverantwortung bedeutet. Hat man sich von diesem Angriff halbwegs erholt, sucht man bei einer Person seines Vertrauens oder in der Weltliteratur nach Antworten. Nachdem man Franz Kafkas »Verwandlung« verwirrt beiseitegelegt hat, durchforstet man, einer spontanen Eingebung folgend, das Vorlesungsverzeichnis der philosophischen Fakultät. Seminarangebote wie »Essentialismus in der gegenwärtigen Metaphysik«, »Epistemologieals Bildkritik« oder »Kriterien der Theoriewahl« veranlassen einen dazu, dann doch lieber BWL zu studieren. Man geht ins Ausland, macht ein paar Praktika und landet mehr oder weniger zufällig bei einem Großkonzern. Man tippt, scrollt und telefoniert; hier ein Briefing, da ein Meeting, die Zeit vergeht wie im Flug. Man heiratet, bekommt ein Kind und glaubt sich angekommen. Doch plötzlich, zwischen zwei Anrufen, auf dem Weg in …

Unser digitales Image

Wenn jemand bei Facebook „postet“, dann löst er etwas von sich ab, und unterstellt es der Begutachtung und Bewertung all jener, denen der Einblick gewährt ist. Diese Ablösung vollzieht sich ohne dasjenige, was nunmehr einsehbar durch den Stream läuft, ganz von sich abtrennen zu können. Man erfährt eine Verdoppelung: Einen dafür ausgesuchten Teil von sich hat man der Öffentlichkeit „zur Verfügung gestellt“, „der Rest“ der Person verbleibt „dahinter“. Deshalb weist, was einem als Aktion erscheint, eher den Charakter einer Re-Aktion auf. Denn wer agiert, um einer (digitalen) Öffentlichkeit etwas von sich zu präsentieren, antizipiert notwendig erhoffte Reaktionen. Nichtsdestoweniger gibt, wer dergestalt re-agiert, etwas von sich frei. Zugleich bleibt er (potentiell) jederzeit mit dem, was einem digitalen Stream übermittelt worden ist, in Verbindung. Insofern steht das Gepostete einerseits unkontrollierbar im Netz; da man andererseits darauf reagieren kann, bleibt es zugleich jederzeit kontrollierbar. Obschon wir außerstande sind, unsere Hand an ihm zu benetzen, ist das Bild des Flusses für den Stream überaus zutreffend. Dieser Fluss fließt durch die Mitte all jener, die ihn dadurch, dass sie Informationen …

Was wollen Sie eigentlich? Heft 1/2017 ist da

Woher wissen wir, was wir wollen? Und wieso tun wir offenbar manchmal Dinge, die gar nicht unserem Willen entsprechen? Kann man den Willen trainieren? Im neuen Heft gehen wir dem »Kompass des Geistes« auf die Spur und untersuchen, wie uns ein starker Wille zu uns selbst führt. Können Roboter Kollegen sein? Brauchen Maschinen Moral? Führt uns die Virtual Reality in die Höhle oder hinaus? Um diese und andere Fragen geht es in der neuen Spezial-Beilage zu einem der spannendsten und weitreichendsten Trends unserer Zeit: der Digitalisierung. Weitere spannende Themen dieses Mal: Eine andere Sicht des Holocaust. Warum Handwerk glücklich macht. Wie denken die neuen Rechten? Leben und Denken des Michel Foucault. Wann ist Eifersucht gerechtfertigt? Die Jenaer Romantik. Und der britische Philosoph Simon Blackburn erklärt im Gespräch, warum Ethik wie Gärtnern ist. Viel Freude beim Lesen! Hier finden Sie das Inhaltsverzeichnis Und hier geht’s zur versandkostenfreien Heftbestellung!