HOHE LUFTpost vom 30.09.2016: Bra’ vs. ‘ngelina
Wir leben offenbar in einer Zeit, in der alles vergänglich ist, sogar »Brangelina«, die Ehe von Angelina Jolie und Brad Pitt, die so unauflöslich schien, dass sie einen eigenen Namen bekam. Jetzt heißt es also »Bra’ vs. ‘ngelina«, und man kann sich fragen: Wenn schon diese zwei Mustermenschen es nicht hinkriegen, wem soll es dann gelingen?
Ist die Ehe, deren Bezeichnung bekanntlich in »Ewigkeit« wurzelt, ein Nostalgie-Modell? Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831) hat sich einige Gedanken über die Ehe gemacht, die auch heute noch passen. Hegel sieht die Ehe »dreifach bestimmt«: als Geschlechterverhältnis, als Vertragsverhältnis und als Liebesverhältnis. Sex, Recht und Liebe also, alles drei gehört zu ihr. Interessant ist nun, dass Hegel die Ehe durch diese Triade als unvollständig bestimmt sieht. Es gehört mehr zu ihr: die Bereitschaft der Eheleute, ihr Wesen einem größeren Dritten – der Ehe eben – unterzuordnen.
Die Eheschließung ist ihm zufolge die Bekundung des Entschlusses, dies zu tun. Niemand kann dazu gezwungen werden, im Gegenteil, es gehört zur Ehe, dass sie freiwillig eingegangen wird, und niemand kann garantieren, dass das Beschlossene auch gelingt, auch wenn der Entschluss noch so ernsthaft war. Ich vermute, Hegel wäre auch heute noch ein Verfechter der Ehe – und er hätte gleichzeitig Verständnis für die Trennung von Jolie und Pitt.
– Tobias Hürter