Was ist Populismus? Diese Frage treibt wohl jeden um, der sich derzeit mit Politik beschäftigt. Über diese Frage diskutierten heute morgen Konrad Paul Liessmann und Thomas Vašek beim »Philosophieren am Berg«, der ersten Veranstaltung des Rahmenprogramms des diesjährigen Philosophicums in Lech. Liessmann ist der wissenschaftliche Leiter des Philosophicums, Thomas Vašek Chefredakteur von HOHE LUFT, und beide sind Österreicher – die Populismusfrage hat für sie da eine besondere Bedeutung. In Österreich greift die populistische FPÖ nach der Macht.
Für Konrad Paul Liessmann ist Populismus die Wiederkehr eines alten Phänomens. Er zog Parallelen zur französischen Revolutionären und zu Karl Marx, dessen berühmten Spruch »Ein Gespenst geht um in Europa« er auf den Populismus ummünzte. Für Thomas Vašek hingegen ist der Populismus von heute ein neues Phänomen. Populisten wie Donald Trump, Boris Johnson oder Frauke Petry stehen in Vašeks Augen für eine postfaktische Politik: Es geht nicht mehr um Wahrheit und richtig oder falsch, sondern um Gefühle und Stimmungen. So immunisieren sich Populisten gegen Argumente und Debatten, wie sie für eine Demokratie wesentlich sind. Vašek sieht daher unsere Demokratie bedroht. Liessmann hingegen hält diese Angst für überzogen: »Politik war nie der Prozess der Wahrheitssuche«. Alles wie früher also? Nein, sagt Thomas Vašek. Die neue Qualität der Populisten von heute ist ihr Alleinvertretungsanspruch: Sie, und nur sie, seien die wahre Stimme des Volkes. Ein zutiefst undemokratischer Anspruch. Denn Demokratie lebt von der Vielstimmigkeit. Einverstanden, sagt Konrad Paul Liessmann. Doch Populisten seien eben Stimmen wie alle anderen. Er plädiert sogar dafür, sie als ganz gewöhnliche politische Akteure zu behandeln – und ihnen so das Gespenstische zu nehmen.
Robin Droemer, Tobias Hürter, Greta Lührs
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