Colin McGinn, Philosophie-Professor in Miami, möchte nicht mehr als „Philosoph“ bezeichnet werden. Er schlägt einen neuen Namen für die Wissenschaft vom Sein vor: „Ontik“ – doch nicht alle Kollegen teilen seine Meinung. Leseprobe aus HOHE LUFT Nr. 3: „Schall, Rauch und Weisheit“
Veröffentlicht am 10. Juni 2012
Ontik – die Wissenschaft vom Sein: Mr. McGinn möchte halt mehr Wissenschaftler sein, und ich bin dafür, dass die Ontikisten sich aus der Philosophie hinaus lösen.
Ich selbst kenne zuviele Philosophen heute, die mir die Welt anhand von Statistiken erklären wollen. Mich befriedigt das nicht, und deshalb fände ich es schön, wenn ich mich dann nach meiner Wahl oder Tageslaune an einen Ontiker oder einen richtigen Philosophen wenden könnte. Der Philosophie könnte es gut tun.
… das halte ich für sehr fragwürdig. Die Philosophie im traditionellen Sinne war immer die Mutter aller Wissenschaften, damit dem Universellen zugewandt und nicht im Speziellen verhaftet. Der Trend dahingehend die Philosophie zu verwissenschaftlichen ist ein Zeichen für die Korrumpierung der Philosophie in Akademie und Universität. Freie Philosophie kann sich nicht in die Wissenschaft eingliedern, sie kreiert neue Wissenschafts- und Wirtschaftsfelder indem sie der Wissenschaft immer um den Faktor unendlich voraus sein wird. Es ist die Idee, die in der Philosophie zählt und nicht die Verifizierung. Daher ein ganz klare Ablehnung zur Umbenennung der Philosophie in Ontik, vielmehr wäre eine Rückbesinnung der Philosophie hin zu alten Philosophieschulen, wie sie im alten Athen und Alexandria existierten erwünschenswert.
Dankeschön – sagte die Philosophiestudentin.
Die „Wissenschaft vom Sein“ gibt es ja eigentlich gar nicht, leider! Wir brauchen dringend neue holistische Herangehensweisen und eine Beendigung der dogmatischen „Denkweisen“ sogenannter Wissenschaftler. Sie schaffen kein Wissen, sondern verteidigen lediglich ihre Trutzburgen. Das dient weder dem Wissen noch unserer Spezies.