HOHE LUFT
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Mein Job ist dein Job

Roboter nehmen uns die Arbeitsplätze weg. Wie wäre es mit teilen?

Laut einer Studie der Universität Oxford werden bis zum Jahre 2030 ca. 47 Prozent aller Arbeitsplätze in den USA durch Maschinen ersetzt. Dass Arbeitsabläufe automatisiert werden, ist menschheitsgeschichtlich nichts Außergewöhnliches. Berufe sterben eben aus, dafür kommen neue dazu. Aber im digitalen Zeitalter verschwinden schneller mehr Jobs als neue Tätigkeitsfelder entstehen können – vermuten Sozialforscher.
Man könnte meinen, dass es um Jobs, die auch eine Maschine ausführen kann, nicht wirklich schade ist, da es sich dabei um entfremdende, monotone Fließbandarbeit handelt. Doch die Technik entwickelt sich momentan so schnell, dass immer kompliziertere Arbeiten von Robotern übernommen werden können.
„Wenn Maschinen in physischen und kognitiven Aufgaben besser sind, was bleibt uns dann?“ fragt der israelische Historiker Yuval Harari und glaubt, dass auf diese Frage momentan niemand eine überzeugende Antwort parat hat. Auch wenn es noch nicht so weit ist – Eine Wirtschaft ohne Menschen ist in seinen Augen möglich.
In der Automatisierung sehen viele aktuell die Gefahr, dass sich die Einkommensschere noch weiter aufspannen könnte. Nicht für jeden, der seinen Job an der Supermarktkasse an einen Roboter verliert, gibt es eine Stelle als Projektmanager, Social-Media-Berater oder Feelgoodmanager. Ein paar wenige profitieren also während die ohnehin prekär Beschäftigten verlieren.

Es gibt aber auch optimistischere Ansätze. Der Soziologe Jeremy Rifkin ist davon überzeugt, dass der Kapitalismus ein Auslaufmodell ist, an dessen Stelle eine umfassende Sozialwirtschaft des Teilens und Tauschens treten wird. Durch die globale Vernetzung des Internets entstehen nach Rifkin neue Möglichkeiten, selbst zu partizipieren, zu produzieren und zu vervielfältigen – und das ganz ohne Kosten. Die Crowd wird so zur neuen wirtschaftlichen Größe. Nach Rifkin fallen zwar einige Jobs weg, doch bekommt gleichzeitig die Frage nach der Übernahme sozialer Verantwortung eine neue Wichtigkeit, da diese nicht von Robotern getragen werden kann. Gemeinschaftliche Ideale könnten also sogar durch die Automatisierung gestärkt werden.
Dadurch, dass Arbeit knapp werden könnte, entstehen ganz neue Wege über den Sinn und Zweck von Arbeit nachzudenken. Die Idee des Teilens, einer künftigen „Sharing Economy“ findet immer mehr Zuspruch. Auch der Soziologe Richard Sennett schlägt vor, Arbeit unter mehreren Personen aufzuteilen und Mitarbeitern mehr Mitbestimmungsrecht einzuräumen. Ebenso könnte ein Lösungsansatz auch darin liegen, einfach weniger zu arbeiten.
Noch nie war die nahe Zukunft der Arbeit so ungewiss wie jetzt. Das ist aber auch die Chance für Innovationen und Umbrüche. Not macht eben erfinderisch.

 

VERANSTALTUNGSHINWEIS

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