Zum Tode Wolfgang Herrndorfs
In einer Zeit, in der alles potentiell öffentlich wird, scheint der Tod das Persönlichste überhaupt zu sein. Das eine, was einem keiner nehmen kann. Er wird nicht geteilt, er wird nicht geliked, er wird nicht geshared. Das dokumentierte Sterben des Schriftstellers Wolfgang Herrndorf durchbrach diese Grenze. Und stiftete so Sinn im Nebel der Sinnlosigkeit. Nach der Diagnose eines Hirntumors führte Herrndorf regelmäßig ein bewegendes Blog über sein Leben im Bewusstsein des baldigen Todes. Über Jahre konnten die Leser sein Ringen mitverfolgen. Dabei war es keine exhibitionistische Leidensdarstellung, sondern ein ergreifendes Protokoll, schwankend zwischen Alltag und Verfall, Humor und Depression – und immer bedrückend ehrlich. Nun, am Montag, den 26. August 2013 gegen 23.15 Uhr, setzte Wolfgang Herrndorf seinem Leben ein Ende.