HOHE LUFT
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Fitnessprogramm für die Moral

Was ist die Kraft des Guten? Was bringt uns dazu, eher moralisch zu handeln als unmoralisch? Man könnte es so charakterisieren: Wenn wir vor einer Entscheidung stehen, gibt es eine moralische Stimme in uns. Manchmal hören wir auf diese Stimme, aber nicht immer. Wir betrügen, weil wir faul oder gierig sind, wir lügen, weil wir bequem sind.

Wer seiner moralischen Stimme mehr Gehör verschaffen will, sollte wichtige Entscheidungen morgens fällen. Das zeigt eine Serie von Studien, die an der Harvard University und der University of Utah durchgeführt wurden.

Die Wissenschaftler ließen 327 Frauen und Männer schwierige Aufgaben lösen, zum Beispiel mathematische Probleme. Für jede gelöste Aufgabe bekamen die Probanden etwas Geld. Sie mussten selbst angeben, welche Aufgaben sie gelöst hatten. Was sie nicht wussten: Manche der Aufgaben waren gar nicht lösbar! Die Probanden waren insgesamt ziemlich ehrlich, aber ab und zu mogelten sie – und zwar umso mehr, je später am Tag der Test stattfand. Die mentalen Leistungen der Probanden ließen langsamer nach als ihre Moral. 

Offenbar verhält sich unsere ethische Disziplin wie ein Muskel, der ermüdet und sich erholen muss. Das bedeutet allerdings auch: Man kann seine Moral trainieren. Jede moralisch gelungene Entscheidung, die ein Mensch trifft, macht ihn zu einem moralisch stärkeren Menschen. Das ist ein Fitnessprogramm, das sich noch mehr lohnt als das für Bizeps und Sixpack.

Tobias Hürter

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