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Das Alltägliche ist nicht schlecht

Beim Symposion versammelten sich die Freunde des Sokrates, um in Ruhe und Gelassenheit sowie mit der gebotenen Ausführlichkeit ein Thema zu diskutieren. Dieses Ziel verfolgt auch das HOHE LUFT Online-Symposium: Nacheinander kommen mehrere Stimmen zu einem Thema zu Wort, nehmen aufeinander Bezug und kritisieren die Argumente des anderen. Dieses Mal schreibt Jörg Phil Friedrich über den Wert des Alltäglichen. Die Antwort von HOHE LUFT-Chefredakteur Thomas Vašek folgt in Kürze.  Es gibt in der Philosophie einen Hang zum Außergewöhnlichen. Diesen Hang findet man schon in Platons Höhlengleichnis: uns interessiert der Außergewöhnliche, der, der sich aus den Ketten befreit und sich ans Licht kämpft, nicht seine Kameraden, die in der Höhle bleiben und über die Schattenspiele nachdenken. Der Trend setzt sich bis in die moderne Philosophie fort. Wittgenstein meinte, ein philosophisches Problem habe die Form „Ich kenne mich nicht aus“ – aber warum? Warum ist nicht eher der Satz „Ich kenne mich aus“ ein philosophisches Problem?

Philosophie: durch die Dunkelheit ins Licht?

In seinem Text über die „dunkle Seite der Philosophie“ interpretiert Thomas Vašek eine Formulierung Martin Heideggers über die Forderung, das unverständliche zu wagen und keine Zugeständnisse an Verständlichkeit zu machen, als Aufforderung an die Philosophie, unverständlich zu bleiben. Ich halte das für eine Fehlinterpretation. Warum meint Heidegger, dass „Unverständlichkeit gewagt“ werden muss? Was wird „zerstört“ wenn man der Verständlichkeit Zugeständnisse macht?

Verständlich unverständlich?

Jörg Phil Friedrich zweifelt daran, dass es ein »richtiges« Verstehen von Texten gibt. Offenbar meint er damit, dass es gar nicht auf die Verständlichkeit eines Textes ankommt, sondern vielmehr darauf, welche Wirkung er auf uns hat, zu welchen Einsichten er uns führt. Friedrich schreibt: „Ein philosophischer Text wäre dann verständlich, wenn er mir hilft, etwas zu verstehen, nicht unbedingt den Text selbst, sondern eine grundsätzliche Eigenschaft meiner Welt.“

Verständliche Philosophie in einer schwer verständlichen Welt?

Wer möchte nicht verständlich sein? Zwar wird manchmal behauptet, es gäbe Philosophen, die würden extra so schreiben, dass sie keiner versteht. Sie würden, so hört man, sich ganz bewusst einer Sprache bedienen, die irgendwie geheimnisvoll und wichtig klingt, aber eigentlich inhaltsleer ist. Sie sagen nichts, tun das aber auf eine Weise, die nach sehr viel klingt. Am Ende kann dann jeder in die Worte des Philosophen hineinlegen, was er selbst möchte, aber was der Philosoph wirklich sagen wollte, bleibt unverständlich, vielleicht, so meint man, weil es da auch gar nichts zu verstehen gibt.

Die dunkle Seite der Philosophie

„Künftig muss das Unverständliche gewagt werden,“ schrieb Martin Heidegger einmal: „Jedes Zugeständnis an Verständlichkeit ist schon Zerstörung.“ Der Satz ist wie ein Schlag ins Gesicht für jeden, der an die Kraft des nachvollziehbaren Arguments glaubt, an die Verantwortung begründender Rede. „Unverständlich“ solle die Philosophie bleiben, ja mehr noch, nur die Unverständlichkeit sichere ihre Existenz.

Hat die Regierung Macht? Sollte sie Macht haben?

Die Regierung besteht aus den Leuten, die regieren. Eine triviale Aussage? Wohl nicht, denn manche Leute sagen, dass es gerade nicht dieRegierung ist, die tatsächlich regiert, sondern ganz andere Leute, etwa einflussreiche Industrielle oder allgemein, das Kapital. In anderen Ländern, so sagt man, regiert in Wahrheit das Militär oder sogar eine fremde Macht – und die, die sich Regierung nennen, werden als Marionettenregierung bezeichnet.

Regieren Algorithmen besser?

Stellen wir uns einmal vor, es kommt keine Regierung zustande. Stattdessen übernimmt eine überlegene Künstliche Intelligenz(KI)die Geschäfte, die einfach nur kluge, sachgerechte Entscheidungen trifft. Lassen wir einmal die üblichen Einwände gegen die Möglichkeit einer solchen Intelligenz beiseite. Nehmen wir an, unser Regierungscomputer würde seine Sache gut machen, zum Wohle der Bürger – und womöglich viel besser als Merkel&Co. Was wäre von einer solchen „Regierung“ zu halten? Könnten wir ihr wirklich „vertrauen“? Wäre ein Regierungscomputer vereinbar mit unserer Vorstellung von Demokratie?

Hohe Luft Online Symposion

Beim Symposion versammelten sich die Freunde des Sokrates, um in Ruhe und Gelassenheit sowie mit der gebotenen Ausführlichkeit ein Thema zu diskutieren. Sie wollten nicht schnelle Antworten vom großen Meister, statt dessen versuchten sie, einen Begriff, einen Gegenstand nach allen Richtungen auszuleuchten um eine Einsicht über sein Wesen, genauer, über die Vielfalt der Zusammenhänge seiner Erscheinungen, zu bekommen.