Alle Artikel in: Politik

Trumps Rhetorik: Die Macht der Atmosphäre

„America first!“ Ex-Reality-TV-Star Donald Trump ist ein Meister der Setzungen. Er spricht, wie er twittert. Hart, schnell, undiplomatisch. „Menschen strömen in Rekordzahlen nach Washington!“ „Es friert und schneit in New York. Wir brauchen die globale Erwärmung!“ Das Problem mit solchen Exklamationen ist nicht nur, dass sie nicht wahrheitsfähig sind. Sätze wie diese schaffen nicht einfach „alternative Fakten“, sie besitzen eine eigene imaginierte, ästhetische Wirklichkeit, die der Realität ihren Stempel aufdrückt. Trump Aussagen sind mit „Bullshit“ (Harry G. Frankfurt) nicht hinreichend beschrieben. Sie bewegen sich über Bereich des bloß Sprachlichen hinaus. Sie tun etwas. Sie erzeugen eine Atmosphäre der Erregung, des Ereignisses und des Aufbruchs hin zu einem Eigentlichen (eigentlich Relevanten). Atmosphären sind extrem machtvolle Gebilde. Sie bedingen, so Gernot Böhme, „eine Neuorientierung der Aufmerksamkeit: weg von der Beurteilung der Dinge, die man wahrnimmt, hin zu dem, was man empfindet“. Die Atmosphäre, die von Trumps Worten ausgeht, ist mächtiger, perfider, vieldeutiger als das, was man eine rhetorisch kalkulierte „einschüchternde Wirkung“ oder „Stimmung bebender Größe“ nennen könnte (wie Adam Soboczynski in der ZEIT schrieb). Sie zwingt auch …

Radikale Dummheit

Ist Hass gerade wirklich das große Problem? HOHE LUFT-Chefredakteur Thomas Vašek meint, es könnte auch die Dummheit, insbesondere die radikale Dummheit, sein, die den Populismus befeuert und die Demokratie bedroht.  Im Zusammenhang mit der Populismus-Debatte bemerkte der Politikwissenschaftler Herfried Münkler neulich auf Deutschlandradio Kultur , große Teile der Bevölkerung seien einfach »dumm«. Man mag diesem Urteil zustimmen oder es als Ausdruck elitärer Arroganz abtun. Philosophisch wäre zunächst einmal zu klären, was der Begriff »dumm« überhaupt bedeutet, was eine »dumme Person« ausmacht – und inwiefern Dummheit ein Problem für die Demokratie und die Gesellschaft überhaupt ist.

Wer sind Wir? – Plädoyer für eine plurale Gesellschaft

In Zeiten, wo Donald Trump zum Präsidenten gewählt wird und Rechtspopulisten europaweit auf dem Vormarsch sind, stellt sich die Frage nach dem Kern unserer Gesellschaften besonders dringend. Was hält uns zusammen? Was braucht es für ein »Wir«? Was müssen wir gemeinsam haben, wo können wir uns unterscheiden? Die Titelgeschichte der aktuellen Ausgabe HOHE LUFT ist ein Plädoyer für eine plurale Gesellschaft ohne Illusionen. Aus gegebenem Anlass können Sie den Artikel »Wir sind viele!« von HOHE LUFT-Chefredakteur Thomas Vašek und dem stellvertretenden Chefredakteur Tobias Hürter auch online lesen und sich gemeinsam mit uns der Frage widmen: Wer sind Wir? Diskutieren Sie mit uns, hier über die Kommentarfunktion oder in den sozialen Netzwerken. Wir freuen uns auf Ihre Meinungen! Um Demokratie und die Gefahren des Populismus geht es auch im Schwerpunkt des aktuellen Heftes, das Sie hier bestellen können.

Trump siegt über die Elite?

»Hate won. Fear won. Racism won. Sexism won. Homophobia won. Self interest won.« Solche Tweets liest man, seit gestern Donald Trump die US-Präsidentschaftswahl gewonnen hat, überall. Trumps Sieg wird von vielen als Schlag der »Abgehängten« ins Gesicht der Elite gewertet, »der Albtraum der Gebildeten, Urbanen, Multikulturellen, Philantropen und Gutverdienenden ist wahr geworden« schreibt die schweizerische Handelszeitung.

Donald Trump: Der falsche Prophet

Der US-Ideenhistoriker Richard Wolin, Professor am Graduate Center der City University New York, bringt das Phänomen Donald Trump mit Forschungsergebnissen Theodor W. Adornos et al. zur »autoritären Persönlichkeit« aus den 1940er Jahren in Verbindung. Wolin forscht auf dem Gebiet europäischer Ideengeschichte und beteiligte sich in einem Interview und einem Beitrag an der Heidegger-Debatte.  Viel wurde bereits geschrieben im Bemühen, Donald Trump’s beispiellose und verstörende Kandidatur für das Amt des amerikanischen Präsidenten historisch zu situieren. Ein Problem dabei ist natürlich, dass Trump als politischer Outsider ein vollendetes politisches Chamäleon darstellt. Seine Positionen können sich von heute auf morgen, von Moment zu Moment ändern.

HOHE LUFTpost – Wahlkampf, Krankheit und Geheimnisse

HOHE LUFTpost vom 23.09.2016: Wahlkampf, Krankheit und Geheimnisse Hillary Clinton hat sich eine Lungenentzündung eingefangen. Kein Wunder, bei all dem Wahlkampf-Stress und den zahllosen geschüttelten Händen. Eine Lungenentzündung ist kein Drama, außer man steckt gerade in der heißen Phase des amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfs, und auf der anderen Seite lauert Donald Trump, der seine Konkurrentin auf jeden Huster hin für unpräsidiabel gebrechlich erklärt. Clinton versuchte, ihren Infekt zu verheimlichen, tat einen Schwächeanfall als »Überhitzung und Dehydrierung« ab, winkte demonstrativ in die Kameras und rief »Ich fühle mich großartig«.

Wer sind wir? Ausgabe 5/2016 ist da!

Wir sind wir! Wer sind wir? Sind wir wer? Und wenn nicht, was dann? Das »Wir« ist ein bemerkenswertes Konstrukt: Es zieht sich durch unsere Gesellschaft wie ein durchsichtiges Band, es entsteht ganz plötzlich, auch unter Fremden und kann genau so schnell wieder vergehen. Was ist dieses »Wir«, woher kommt es und was bedeutet es für unser Zusammenleben? Und was macht ein gutes »Wir« aus? Um diese Fragen dreht sich die neue Titelgeschichte. Um Gemeinschaft geht es auch im Schwerpunkt, den wir dieses Mal der Demokratie, ihrer Geschichte, Ideale und Gegner widmen. Weitere Themen: Der Philosoph Carlos Fraenkel spricht über Macht und Grenzen des philosophischen Diskurses. Was ist Ironie? Transsexualität. Du bist, was du erlebst. Typologie der Störenfriede. Die flüchtige Gelegenheit. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen! Hier finden Sie das Inhaltsverzeichnis. Hier geht’s lang zur versandkostenfreien Heftbestellung.  

HOHE LUFTpost – Kleineres Übel AfD

HOHE LUFTpost vom 09.09.2016: Kleineres Übel AfD 21 Prozent Wählerstimmen für eine Partei, deren Programm aus Populismus und Fremdenfeindlichkeit besteht: Das Wahlergebnis von Mecklenburg-Vorpommern ist erschreckend. Aber im Aufstieg der AfD liegt auch eine Chance. Diese Partei nährt sich aus Ressentiment, dumpfer Empörung und gefühlter Ausgegrenztheit. Die Wählerschichten dafür sind nun mal da. Eine Partei, die sie anspricht, muss widerlich sein, ob sie nun AfD, NPD, Republikaner oder Schill-Partei heißt. Was wäre die Alternative zur AfD? Entweder dass statt ihrer die etablierten Parteien ein Stück widerlich werden, um ihr das Wasser abzugraben (diese Strategie wird offenbar von manchen Politikern verfolgt), oder dass jene Wählerschichten unrepräsentiert bleiben. Beide Alternativen könnten noch übler ausgehen. Die AfD holt immerhin Mitbürger in den demokratischen Prozess, die vorher draußenblieben. Ihr ist gelungen, woran die etablierten Parteien gescheitert sind: Frühere Nichtwähler in großer Zahl zum Wählen zu bringen. “Eine schwankende Brücke zurück zur Demokratie” nannte sie Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung. Nun ist es an den bedachten politischen Kräften, die Bürger, die diese Brücke betreten haben, auf festen Boden zu …