Alle Artikel in: Geschichte

Eine verlässliche Ausgabe und ein unredlicher Angriff – Vittorio E. Klostermann über die Heidegger-Gesamtausgabe

Der Verleger der Heidegger-Gesamtausgabe Vittorio E. Klostermann antwortet auf ein HOHE LUFT-Interview mit Richard Wolin, das im März veröffentlicht wurde. Die Vorwürfe Wolins gegenüber der Arbeit des Verlages seien nicht haltbar und kompromittierend, so Klostermann.  Richard Wolin, der US-amerikanische Ideenhistoriker, erhebt in einem in Hohe Luft abgedruckten Interview (Heft 3-2015) schwere Vorwürfe: „Seit Jahrzehnten wissen wir, dass es Probleme mit der Gesamtausgabe und der Publikationsgeschichte von Heideggers Werk gibt. Das ist ein Skandal. Eben gab es einen Artikel in der Zeit „Was heisst ‚N. Soz.?‚“ von Adam Soboczynski, der die Verbreitung und Ausmaß dieser Probleme bestätigt. Es gibt viele kompromittierende Passagen aus seinen Vorlesungen, die man einfach weggelassen hat. Und diese Probleme gibt es noch immer. Zum Beispiel ist der wichtige Briefwechsel mit seinem Bruder Fritz für die Forscher gesperrt. Und das Problem wird immer schlimmer, solange der Heidegger-Nachlass nicht völlig für die Forschung freigegeben ist.“

Catwalk für Akademiker. Antwort auf Per Leo

Der Historiker und Schriftsteller Per Leo veröffentlichte im Mai 2015 in der FAZ einen Artikel über die Heidegger-Tagung in Siegen, bei der sich internationale Heidegger-Experten kritisch mit der Bedeutung der »Schwarzen Hefte« für die Rezeption von Heideggers Gesamtwerk auseinandersetzten. Der Philosoph Gaëtan Pégny vom Marc Bloch Zentrum in Berlin antwortet hier auf Leos Beitrag und stellt sich gegen Leos These, die Frage nach Heideggers NS-Ideologie sei eine „Scheinfrage“.

Der erste Politiker

Er gilt als Lehrer der Despoten – doch er war ein Vordenker des modernen Staats: Vorgestern vor 500 Jahren schrieb der Florentiner Niccolò Machiavelli sein Buch „Der Fürst“. Aus gegebenem Anlass haben wir das Interview mit dem Machiavelli-Biograf Herfried Münkler aus der ersten Ausgabe von HOHE LUFT online gestellt. Viel Spaß!

Warum Sisyphos glücklich ist

Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen, forderte Albert Camus (1913-1960) 1942: „Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen.“ In den Räumlichkeiten der Buchhandlung Moser in Graz sprach HOHE LUFT-Chefredakteur Thomas Vašek mit NZZ-Feuilletonchef Martin Meyer, der erst letzten Sommer seine Camus-Biographie im Hanser-Verlag herausbrachte, über den großen Philosophen des Absurden, der im November seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Es klingt erst einmal wie ein Widerspruch, wenn Camus Freiheit predigt und zugleich von einem glücklichen Sisyphos spricht – wie könnten wir uns diesen als frei vorstellen? Dazu verdonnert, ein- und denselben Felsen immer und immer wieder den Berg hinauf zu wälzen, scheint Sisyphos vielmehr Inbegriff des gefangenen, denn freien Individuums zu sein. Doch genau das ist die Dialektik bei Camus, erklärt Meyer: Erst erfährt das Individuum die Welt als undurchdringbar und sinnlos, dann beginnt es sie hinzunehmen und zu akzeptieren. So gesehen ist Sisyphos als Allegorie des Lebens zu verstehen: Er sucht vergeblich nach einem Sinn, kann die ewig gleiche Handlungsabfolge jedoch hinnehmen und so ein Stück weit seine Freiheit zurückerobern. Freiheit …

Die graue Grütze

Das Gehirn ist eine hochkomplizierte Angelegenheit. Alle reden darüber, keiner versteht es richtig, aber viele glauben, es zu verstehen. Hirnforscher wollen Philosophen von vermeintlich jahrhundertealten Verwirrungen befreien. Philosophen wollen den Forschern beibringen, sorgfältig mit Begriffen umzugehen. Es wird viel belehrt, gestritten und aneinander vorbeigeredet. In der aktuellen Ausgabe von HOHE LUFT schreibt Tobias Hürter, was Philosophen und Neurowissenschaftler von Immanuel Kant über das Gehirn lernen können. Der ganze Artikel kann jetzt hier gelesen werden. Viel Spaß!

Die Weite des Geistes in der Enge des Gefängnisses

Was für ein Projekt: das gesamte Weltwissen in einem einzigen Werk sammeln. Heute versucht es die Wikipedia mit hunderttausenden Mitarbeitern. Damals wagte es eine kleine Gruppe von Gelehrten, scheiterte wiederholt – bis ein junger Handwerkerssohn, abgefallener Geistlicher, Kunstliebhaber und Playboy das Projekt in die Hand nahm. 19 Jahre lang arbeitete er daran, dann war das 18000-seitige Werk vollendet. Doch die Welt dankte es ihm nicht. Die Regierung verbrannte sein wichtigstes philosophisches Werk, steckte ihn gar ins Gefängnis. Vielleicht war es ein kleiner Trost, dass der damals bedeutendste Philosoph des Landes ihn regelmäßig besuchte. Wer war es? – Tobias Hürter VERANSTALTUNGSHINWEIS: Im Jahr seines 300. Geburtstags wollen die Gesellschaft für kritische Philosophie Nürnberg (GKPN) und die Humanistische Akademie Bayern (HABy) Denis Diderots Leben, Werk und Wirkung im Rahmen eines gemeinsamen Symposiums kritisch würdigen. Das Symposium mit Vorträgen und Podiumsdiskussion renommierter Fachleute richtet sich an alle Interessierten mit und ohne philosophische Fachbildung und bietet den Teilnehmenden auch Gelegenheit, selbst Diskussionsbeiträge zu äußern und Fragen zu stellen. 16.11.2013  Diderot-Symposium Nürnberger Akademie Gewerbemuseumsplatz 2 Marmorsaal, 2.OG 90403 Nürnberg 10.00-18.00

Wo die Ewigkeit wohnt

Friedrich Nietzsche würde heute vielleicht 169 Jahre alt werden, wenn er der von ihm geprägte Übermensch gewesen wäre. In Gedenken an den großen Philosophen hat der stellvertretende HOHE LUFT Chefredakteur Tobias Hürter einen Artikel über Nietzsches letzte Jahre verfasst, die von Krankheit und dem abgeschiedenen Leben im alpinen Oberengadin geprägt waren. Wie Nietzsche in einer ständigen Zerrissenheit zwischen Schwäche und Macht, Todessehnsucht und Lebensbejahung in den Bergen auf Zarathustra stieß, können Sie hier nachlesen oder in der allerersten Ausgabe HOHE LUFT.

Der wilde Wiener

Heute vor 110 Jahren nahm sich ein junger Mann in jenem Haus das Leben, in dem auch Ludwig van Beethoven gestorben war: der Philosoph Otto Weininger. Sein außergewöhnlicher Tod war der Endpunkt eines wilden Lebens – und sollte ihn endgültig unsterblich machen. Die ganze Geschichte Otto Weiningers lesen Sie in der aktuellen HOHE LUFT oder hier (PDF).

Sterben für die Freiheit – die Weiße Rose

Heute vor 70 Jahren wurden die Studenten Hans und Sophie Scholl hingerichtet. Nach dem Grund für ihren Widerstand gegen die Nationalsozialisten gefragt, sagte Sophie Scholl im Gestapo-Verhör: “ … Als hauptsächlichsten Grund für meine Abneigung gegen die Bewegung … möchte ich anführen, dass … die geistige Freiheit des Menschen in einer Weise eingeschränkt wird, die meinem innersten Wesen widerspricht … “ Voller Überzeugung, das Richtige zu tun, gingen sie und ihr Bruder in den Tod und berühren uns damit auch noch nach 70 Jahren. Wohl, weil uns ihr Verhalten unweigerlich zwingt, Fragen zu stellen: Wäre ich damals auch so tapfer gewesen? Für welche Überzeugungen trete ich heute ein? Was ist mir meine geistige Freiheit wert? Wofür würde ich bis zum Tod kämpfen? – Katharina Burkhardt –