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HOHE LUFTpost – Das Rätsel Auferstehung

HOHE LUFTpost vom 03.04.15: Das Rätsel Auferstehung

Das höchste christliche Fest steht bevor, und das rätselhafteste. Wer wirklich Christ ist, glaubt an Jesu Auferstehung, hört man immer wieder. Aber was genau man da glauben soll, bleibt oft unklar. Ein deutscher Bischof gestand mir kürzlich, dass auch er sich manchmal mit dem Glauben an die Auferstehung schwertue.

»Gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich der Toten, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel«, so sagt es das apostolische Glaubensbekenntnis über Gottes »eingeborenen Sohn«. Viele Christen deuten es so, dass Jesus als Geisteswesen wiederauferstanden ist. Sein sterblicher Körper mag am Kreuz zugrunde gerichtet worden sein, aber seine Seele überwand den Tod.
In der Bibel steht es allerdings anders. Die frühen Zeugen legten großen Wert darauf, dass Jesus leiblich auferstanden ist. »Das Grab war leer«, heißt es. Der Körper, der den Jüngern nach dem dritten Tag wiederbegegnete, war derselbe, der am Kreuz hing. Sie berührten seine Wunden, um sich davon zu überzeugen.
Eine wirklich schwer zu glaubende Geschichte. Geht das überhaupt? Im Prinzip ja, sagt der amerikanische Philosoph Peter van Inwagen. Aber nur, wenn Gott dabei getrickst hat. Es würde nicht einmal genügen, wenn Gott den zermarterten und zerfallenen Körper Jesu Atom für Atom wieder zusammengesetzt hat, denn dann wäre Jesus nicht mehr derselbe. Er wäre dann nämlich nicht der natürlich Herangewachsene von früher, sondern eben ein von Gott Zusammengesetzter. Daher, so van Inwagen, müsse Gott kurz vor Jesu Tod dessen Körper (oder zumindest die wesentlichen Organe) durch ein Double ersetzt haben. Das Original bewahrte er auf und ließ es am dritten Tage auferstehen. Auf diese Weise könne die leibliche Kontinuität gewahrt geblieben sein, spekuliert van Inwagen.

Wenn Peter van Inwagen recht hat, dann ist die Auferstehung also metaphysisch möglich. Aber die Herausforderung, an sie zu glauben, wird dadurch nicht geringer.

Frohe Ostern!

Ihr Tobias Hürter

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