HOHE LUFT
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»Neue Konzepte und Ideen müssen her«

Das soziale Job-Netzwerk XING verleiht im Januar zum zweiten Mal den New Work Award, der innovative Modelle neuer Arbeitsweisen auszeichnet. HOHE LUFT liegt die Frage nach der Zukunft guter Arbeit sehr am Herzen und hat darum Marc-Sven Kopka, Vice President Corporate Communications der XING AG, einige Fragen über die den Wandel in der Arbeitswelt und den New Work Award gestellt.

»Erst die Arbeit, dann das Vergnügen« – trifft diese Weisheit für Sie zu?
Das klingt ziemlich zwanghaft, fast wie „Spaß muss sein“. Beide sind ganz und gar nicht meine persönlichen Leitsprüche. Eher „man lebt nur einmal“. Und da Arbeitszeit Lebenszeit ist, müssen beide vergnüglich sein. Nicht permanent, aber grundsätzlich. Sonst hat man die falsche Arbeit. Denn man verschwendet Lebenszeit.

Warum hat XING den New Work Award ins Leben gerufen?
Weil tradierte Arbeitskonzepte und -Organisationen dem zunehmenden Wandel der Arbeitswelt nicht gerecht werden. Neue Konzepte und Ideen müssen her. Wir erleben in unserem Alltag bei XING im Kontakt mit Berufstätigen und Unternehmen, dass einerseits die Notwendigkeit für Veränderung sehr hoch ist, es aber bereits heute Modelle der Zusammenarbeit gibt, die wir wegweisend finden. Um denen eine Öffentlichkeit zu geben, um die Diskussion über die Art und Weise wie wir künftig zusammenarbeiten wollen, um die Arbeitswelt für alle ein bisschen besser zu machen – darum haben wir den New Work Award ins Leben gerufen. Und, wichtig zu betonen: Es geht hier nicht um Ideen, sondern innovative Modelle, die bereits heute gelebt werden.

Welche Leistungen zeichnet der New Work Award aus?
Unternehmen, die Arbeit innovativ organisieren. Die sich trauen, traditionelle Konzepte wie zum Beispiel feste Arbeitszeiten, hierarchische Organisationsstruktur oder Gehaltsstrukturen in Frage zu stellen – und versuchen, Dinge besser zu machen. Was ist das Kriterium für „besser“? Dass die Initiative gut für den Berufstätigen ist, aber auch dem Unternehmen nutzt. Denn wann sind Unternehmen erfolgreich? Kurzgesagt: Wenn sie innovativ sind. Damit sie innovativ sein können, müssen die Arbeitsbedingungen so sein, dass sie innovative Menschen anziehen und Innovationen überhaupt zulassen und ermöglichen.

Wir wollen solche Ansätze bekannt machen und so Impulse für einen Dialog geben über das Thema „Arbeit von morgen“. Die Mechanik des Preises funktioniert so: Aus den über 100 Bewerbungen hat das „Ideenlabor“ – ein Expertengremium führender Köpfe aus Gesellschaft, Wirtschaft und Forschung – rund um Thomas Sattelberger, Themenbotschafter der „Initiative Neue Qualität der Arbeit“ und ehemals Personalvorstand der Deutschen Telekom, und Thomas Vollmoeller, CEO der XING AG – die vielversprechendsten Konzepte vorausgewählt.

Warum braucht es einen Wandel in der Arbeitswelt?
Die Arbeitswelt wandelt sich, ob wir wollen oder nicht. Denn die Bedingungen verändern sich radikal. Wesentliche Treiber der Veränderungsdynamik sind: Fachkräftemangel und die daraus resultierende Machtverschiebung von den Unternehmen hin zu den Talenten, die Digitalisierung und der Wertewandel gerade der jüngeren Generation. Freiheitsgrade werden im Zuge dessen wichtiger als Statussymbole, Loyalitäten gegenüber Arbeitgebern nehmen ab. Lebensqualität und Vereinbarkeit von Freizeit und Beruf sind für viele Arbeitnehmer heute wichtiger als ein hohes Gehalt. Wie gehen wir damit um? Wie können wir die Arbeitswelt zu einer besseren Welt machen? Wie neue Freiheitsgrade ausloten und nutzen? Um die Beantwortung solcher Fragen geht es uns, darum, die Veränderung aktiv zu gestalten.

Was sind die größten Herausforderungen vor denen die zukünftige Arbeitswelt stehen wird bzw. schon steht?
Die Arbeitswelt von morgen muss den höchst unterschiedlichen Anforderungen der sogenannten „Wissensarbeiter“ gerecht werden. Während die einige nach wie vor die „klassische Karriere“ anstreben, steht für immer mehr Menschen im Vordergrund, dass der Job zu ihrem Leben passt. Darauf müssen sich Unternehmen einstellen und entsprechende Rahmenbedingungen schaffen, wenn sie qualifizierte und motivierte Mitarbeiter für sich gewinnen wollen. Das Bedürfnis nach Freiheit und Autonomie mit dem nach Sicherheit auszubalancieren, ist natürlich ein weiterer wichtiger Aspekt in dieser Diskussion.

Welches Modell für das Verhältnis von Leben und Arbeit finden Sie sinnvoller: Work-Life-Balance oder Work-Life-Blending?
Es geht nicht darum, was ich sinnvoller finde. Vielmehr gilt auch hier, dass jeder nach seiner Facon selig werden können muss. Lebensläufe werden immer bunter und individueller. Ich finde es großartig, dass diese Lebendigkeit, das Leben, Eingang in den Lebenslauf findet. Und unterschiedlichste Modelle akzeptiert werden. Die Lebenslauf-Arithmetik, mit der klassische Human Ressources Manager ihre Kandidaten teilweise immer noch messen, war in meinen Augen immer sehr realitätsfern. Wozu führt das? Dass man lernt, sich in Bewerbungssituationen so zu verhalten, wie es von einem erwartet wird. Für beide Seiten wäre es besser, so zu sein, wie man ist, finde ich.

Welche drei Kriterien machen Ihrer Meinung nach (hauptsächlich) gute Arbeit aus?
Ich will auch das gar nicht pauschal beantworten. Mir ist wichtig, dass ich erstens eine Aufgabe habe, die mich fordert und in der ich Dinge gestalten kann. Dass ich zweitens mit Menschen zusammenarbeite, mit denen ich gern Zeit verbringe. Und drittens die Möglichkeit habe, private Bedürfnisse und Job miteinander in eine gute Balance zu bringen.

Angenommen, der Mensch könnte sich eine Welt schaffen, in der er nicht mehr arbeiten müsste – sollte er es tun?
Wenn es keine Arbeit im klassischen Sinne mehr gäbe, würde damit mutmaßlich auch der Begriff verschwinden. Interessant daran ist die Frage, wie man die Vielzahl unterschiedlicher Tätigkeiten, die die Menschen dann freiwillig ausüben, Dinge, die sie tun, weil sie wollen und davon begeistert sind, nennen wird!? Aber womöglich wird es dafür dann gar keinen übergeordneten Begriff geben.

Die Fragen stellte Greta Lührs

Auf der Voting-Website www.newworkaward-voting.de kann jeder, der will, bis zum 15. Januar 2015 darüber abstimmen, welche Unternehmen den New Work Award verdient haben. Insgesamt stehen 18 Arbeitgeber mit ihren Initiativen zur Auswahl – zehn in der Kategorie „KMUs & Start-ups“ sowie acht in der Kategorie „Großunternehmen“. Auf einem gemeinsamen Event des Nachrichtenmagazins FOCUS und XING im Januar 2015 werden die Gewinner des New Work Award ausgezeichnet.

 

 

 

 

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