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Klose und Kant

Immanuel Kant hätte seine Freude an Miroslav Klose. Der deutsche Stürmer, der bei Lazio Rom spielt, wurde diese Woche in aller Welt gelobt, weil er ein Tor nicht geschossen hat. Am Mittwoch im Spitzenspiel der Serie A gegen SSC Neapel brachte Klose zwar den Ball ins Tor, gestand dem Schiedsrichter aber gleich darauf, dass es Handspiel war. Daraufhin annulierte der Schiri das Tor.

Das war keineswegs ein symbolischer Akt. Es wäre der Führungstreffer zum 1:0 für Rom in der dritten Minute gewesen. Am Ende stand es 0:3.

Kloses Verhalten ist ungewöhnlich – man erinnere sich nur an Diego Maradona und die Hand Gottes. Die Gazzetta dello Sport pries Kloses »schöne Geste«, FIFA-Präsident Sepp Blatter twitterte »Bravo Miro Klose«. Klose habe gezeigt, wie man gleichzeitig ein großer und ein fairer Spieler sein kann.

Stimmt das wirklich? Wäre Klose unfair gewesen, wenn er das Handspiel nicht zugegeben hätte? Die meisten Spieler hätten an seiner Stelle vermutlich geschwiegen. Stürmer sind schließlich fürs Toreschießen zuständig, Schiedsrichter für die Regeln. Im Fußball gilt das Prinzip der Tatsachenentscheidung: ein reguläres Tor ist eines, das der Schiedrichter für regulär befindet, basta. Welchen Vorwurf hätte man Klose machen, wenn er nicht zu seinen Ungunsten Einspruch erhoben hätte? So aber können seine Vereinskameraden ihm anlasten, seinen Job nicht richtig gemacht und die Niederlage eingeleitet zu haben.

Ich glaube, man kann schlüssig dafür argumentieren, dass Klose auf seinen Einspruch verzichten hätte sollen.

Aber mein Moralgefühl ist klar auf Kloses Seite. Der Fußball wäre fairer, wenn es jeder so machen würde. Oder, wie Kant es vielleicht ausdrücken würde: Die Maxime von Kloses Willen könnte als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten.

– Tobias Hürter

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